So erfreulich eine Einigung für die Tengelmann-Beschäftigten auch wäre, die weitere Konzentration in der Branche produziert viele Verlierer, meint Wirtschaftsredakteur Thomas Thieme.

Suttgart - Sollte Sigmar Gabriel am Ende recht behalten und die 15 000 Tengelmann-Beschäftigten bis zum Weihnachtsfest Gewissheit erhalten, dass ihre Arbeitsplätze sicher sind? Es deutet einiges darauf hin, nachdem sich die Streithähne nun auch über den Kaufpreis für die Berliner Kaiser’s-Filialen einig geworden sind, die Edeka an Rewe weiterreichen will. Den Beschäftigten wäre es zu wünschen, dass bis zum 2. Dezember Tinte unter die Verträge kommt. Zwei Jahre und zwei Monate verzweifeltes Hoffen und Bangen lägen dann hinter den Tengelmann-Beschäftigten.

 

Die Schicksale der Mitarbeiter dürften die Beteiligten an der Auseinandersetzung, die bis zuletzt mit härtesten Bandagen geführt wurde, allerdings nur am Rande interessiert haben. Der in weiten Teilen öffentlich ausgetragene Streit hat vor allem eines gezeigt: wie erbittert der Kampf um Marktanteile, Einkaufskonditionen und Profite in der Branche geführt wird. Am Ende könnte eine Lösung stehen, die einerseits schon deutlich früher zu haben gewesen wäre und die andererseits viele Verlierer produziert.

Die angekündigte Aufteilung nützt vor allem zwei Kontrahenten, die der Konkurrenz sowieso meilenweit enteilt sind: Edeka und Rewe. Beide werden ihre neue Dominanz in den verbliebenen Tengelmann-Regionen auszunutzen wissen. Das bekommen kurzfristig die Lieferanten zu spüren, mittelfristig auch die Kunden, die vielerorts höchstens noch die Wahl zwischen zwei Supermärkten haben. Die Chance auf mehr Wettbewerb wurde vertan, dafür werden die Stärksten noch ein wenig stärker.