Lang ist’s her: die damaligen Herren 1 mit (hinten von links) Manfred Braun, Rudi Schumacher, Raimund Knobel, Harald Gauss, Peter Nicola und Helmut Stöckmann sowie (vorne von links) Walter Zwirner, Manfred Zwirner und Uli Gauss. Foto: Archiv
Vor 50 Jahren haben die Freunde des weißen Sports beim TSV Hildrizhausen eine eigene Abteilung gegründet. Über die Jahre standen einige prominente Trainer am Netz.
Thomas Volkmann
11.10.2025 - 09:07 Uhr
Als sich im April 1975 die Tennisabteilung des TSV Hildrizhausen gründete, dauerte es noch mehr als ein Jahr, bis erstmals auch die Schläger auf den ersten beiden eigenen Plätzen geschwungen werden konnten. Acht der 50 Urmitglieder gingen damals mit Bürgschaften von jeweils 5000 D-Mark in Vorleistung, darunter auch Hellmuth Günkel als erster Abteilungsleiter.
Uli Gauss, seit 1998 der erst dritte Abteilungsleiter, erinnert sich daran, wie er und sein Bruder aufgrund eines Aufnahmestopps bis 1978 auf einer Warteliste ausharren mussten: „Wir durften aber am Wochenende auf freien Plätzen spielen“, berichtet er. „Selbst wenn wir am Freitag- oder Samstagabend noch im Lucifer in Bondorf oder Ascot in Gültstein unterwegs waren, sind wir anderntags schon zwischen sechs und sieben Uhr morgens auf dem Platz gestanden.“
1980 wurden zwei weitere Plätze errichtet, im gleichen Jahr meldete die junge Abteilung erstmals eine Herrenmannschaft zur WTB-Verbandsspielrunde an. 1982 fand das Mannschaftstraining, darunter auch für die Jugend, erstmals unter professioneller Anleitung statt. Übernommen hatte diese Aufgabe der damals in Weil im Schönbuch lebende Holger Fischer, heute ein bekannter Mentalcoach, auf dessen Expertise unter anderem Tennisprofis wie Andrea Petkovic, Angelique Kerber, Florian Mayer und Tommy Haas gesetzt haben.
Ehemaliger VfB-Trainer einst in Hildrizhausen im Einsatz
1996/97 übernahm mit Alexander Zorniger, damals noch auf der Geschäftsstelle des Württembergischen Tennis-Bundes angestellt, ein anderer Promi zeitweise das Jugendtraining – nach seiner Zeit beim WTB startete Zorniger eine Karriere als Fußballtrainer, die ihn unter anderem zu RB Leipzig und zum VfB Stuttgart führte. Zorniger war immer dann in Hildrizhausen, wenn der eigentlich in der Verantwortung stehende Arbeitskollege Carsten Hildebrandt aus Altdorf verhindert war.
Unter Walter Zwirner als Abteilungsleiter wuchs die Mitgliederzahl zwischen 1990 und 1998 auf fast 300 an, gespielt wurde nun auf sechs Plätzen. Wie in vielen anderen Tennisclubs war damit jedoch auch in Hildrizhausen eine Sättigung erreicht, auf dem Tiefpunkt war man 2007 mit 135 Mitgliedern und kaum noch Jugendlichen angekommen.
Dies änderte sich zum Positiven, als Sylvia Bittmann (geborene Stöckmann), die als Nachwuchsspielerin zur TA SV Böblingen wechselte und dort bis hinauf in die Regionalliga Einsätze hatte (danach auch Ober- und Verbandsliga für Sindelfingen und zuletzt den TC Herrenberg) und nach der Rückkehr in ihren Heimatclub die Damen 40 zu Aufstiegen führte, ein Tennistraining für Kindergartenkinder anbot. Mit 28 Kids wurde die Aktion in diesem Sommer wiederbelebt. Aktuell gehören der Abteilung 170 Mitglieder an, rund 20 konnten zuletzt durch eine Jubiläumsaktion gewonnen werden.
Die Damen 40 feiern die Meisterschaft in der Bezirksoberliga. Foto: Archiv
Höherklassig im Einsatz war zeitweise auch noch Tobias Litz für die TA SV Böblingen sowie den TC Herrenberg. Mit Jochen Knobel gelang es einem, der das Tennisspielen beim TSV lernte, sogar auf Olympische Spiele und große internationale Meisterschaften – wenn auch als Schiedsrichter.
„Präsident Uli“
Uli Gauss, seit 1998 an der Spitze der Abteilung, wird aufgrund seiner bis heute währenden „Regierungszeit“ von vielen Mitgliedern spaßeshalber „Präsident“ genannt. Dem Hausemer gefällt’s, so sehr, dass er manchen Bericht oder Rundschreiben auch schon mal mit „Präsident Uli“ unterzeichnet. „Obwohl Tennis ein Individualsport ist, hat der Teamgeist bei uns einen hohen Stellenwert. Vieles von dem, was ich selber als junger Fußballspieler erfahren durfte – eben Teamgeist, Kameradschaft und Zusammenhalt -, versuche ich auch in unsere Abteilung einzubringen“, sagt Gauss.
Ob Ausflüge, Trainingslager oder Festivitäten – die Beteiligung ist in der Regel hoch. „Das ist typisch Hausen: Wenn’s was zu feiern gibt, sind wir dabei“, so Gauss. An diesem Samstag feiert die Abteilung ihr Jubiläum nun im Vereinsheim des TSV.