Warum Edwin Weindorfer, der Veranstalter des Turniers auf dem Stuttgarter Weissenhof, Novak Djokovic und dessen Tennis-Party kritisiert.

Stuttgart - Der Tennis-Sport arbeitet an der Rückkehr in die Normalität – Schritt für Schritt. Umso mehr ärgert sich der Chef des Stuttgarter Weissenhof-Turniers über die Sorglosigkeit der Profis bei der Adria-Tour.

 

Herr Weindorfer, im Juni hätte der Mercedes-Cup auf dem Weissenhof stattgefunden. Schmerzt die Absage noch immer?

Ich war neulich in Stuttgart, habe mir die Plätze angeschaut. Sie sind in einem Top-Zustand, der Rasen ist so schön wie nie. Natürlich bin ich noch immer sehr traurig, aber trotzdem müssen wir positiv bleiben.

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Was bedeutet das für Sie?

Wir richten Mitte Juli in Berlin ein Event mit jeweils zwei Turnieren für sechs Damen und sechs Herren aus – im Steffi-Graf-Stadion auf Rasen und im Hangar 6 am Flughafen Tempelhof auf Hardcourt.

Vor Zuschauern?

Wir haben einen höheren sechsstelligen Betrag investiert, um die Spieler testen und die strikte Einhaltung aller Sicherheits-, Hygiene- und Abstandsregeln gewährleisten zu können. Zu dem 50-seitigen, vom Berliner Senat genehmigten Konzept gehört, dass in Tempelhof 300 Personen zugelassen sind. Davon werden rund 200 Zuschauer sein.

„Gesundheit bleibt das oberste Gebot“

Ist dies die erste Sportveranstaltung in Deutschland nach der Corona-Krise, die vor Publikum stattfindet?

Das könnte sein, weiß ich aber nicht sicher. Klar ist, dass wir uns der großen Verantwortung bewusst sind. Ich bin der Meinung, dass wir Schritt für Schritt in ein normales Leben zurückkehren müssen, auch im Sport – aber immer unter strenger Beachtung der Regeln. Die Gesundheit bleibt das oberste Gebot.

Anders als bei der Adria-Tour?

Was dort passiert ist, war sehr, sehr fahrlässig. Als ich die Bilder der vollen Tribünen, der Tennisprofis beim Fußball und deren Feier in einem Nachtclub gesehen habe, war ich schockiert. Es war ein Lehrbeispiel für alle Veranstalter, wie man es während einer Pandemie nicht machen darf.

Ausrichter des Turniers war Novak Djokovic, Nummer eins der Weltrangliste und Präsident der Spieler-Vereinigung.

Er trägt mit seinem Team die Hauptverantwortung. Das alles ist umso absurder, weil er eigentlich mit positivem Beispiel vorangehen sollte. Es wäre besser für den Tennissport gewesen, wenn dieses schlecht geplante und verantwortungslos durchgeführte Event nicht stattgefunden hätte. Und wenn die Spieler, die dort waren, sich auf Tennis konzentriert und mehr Verantwortungsbewusstsein gezeigt hätten. Keiner musste Fußball spielen oder im Nachtclub feiern.

Mittlerweile wurden Djokovic und drei andere Profis positiv getestet.

Was zeigt, dass das Virus auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Bei uns in Berlin wird es ganz sicher keine Spielerparty geben. Das passt derzeit einfach nicht.

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