Kaum einer der jungen Tennis-cracks und auch nicht alle Besucher des diesjährigen Tennis-Jugendcups in Renningen, Rutesheim und Warmbronn werden wissen, welche gastronomische Kapazität ihnen den Parmesan auf die Nudelsoße raspelt oder sie mit Salat versorgt. Kein Wunder, denn die Welt von Peter Bissinger ist normalerweise nicht Currywurst und Nudeln mit Tomatensoße, sondern Hummer und Gänseleber. Der 67-Jährige gehört zu den besten Köchen in Deutschland, er bekam einen Michelin-Stern und war Mitglied der deutschen Koch-Nationalmannschaft.
Vor einigen Jahren hat der gebürtige Renninger in seiner Heimat eine Kochschule eröffnet, zudem betreibt er in Frankfurt ein Bistro und einen Cateringservice. „Montag bis Mittwoch betreibe ich meine Koch-Werkstatt in Renningen, von Donnerstag bis Samstag mache in Catering auf Hochzeiten und anderen Events im Raum Frankfurt“, erklärt Peter Bissinger sein Arbeitsleben.
Dass der Spitzenkoch erstmals beim Tennis-Jugendcup für das Catering sorgt, war für Turnierdirektor Peter Rohsmann ein glücklicher Zufall. „Ich habe mit dem TSC Renningen die Weihnachtsfeier in seiner Koch-Werkstatt veranstaltet und hinterher einfach mal angefragt, ob er sich vorstellen könnte, das Catering beim Jugend Cup zu machen“, erinnert sich der 73-Jährige noch gut. Als Peter Bissinger zusagte, fiel Rohsmann nicht nur ein Stein vom Herzen. „Ich war mir nicht sicher, ob wir das wieder mit den umliegenden Restaurants organisiert kriegen und selbst hätten wir es nicht auf die Beine stellen können“, sagt er.
Bis zu 1000 Essen pro Tag sind möglich
Knapp eine Woche war Peter Bissinger samt Team beschäftigt, eine Profiküche aus dem Equipment seines Frankfurter Catering-Betriebes in Renningen aufzubauen. Zwölf Geräte mit Starkstromanschluss gehören dazu, darunter je zwei Konvektomaten, Spülmaschinen und Tortenspender. „Wir können bis zu 1000 Essen pro Tag ausgeben“, erklärt der Starkoch. Wie viele es sind, kann er nicht genau sagen. „Allein in der Stoßzeit zwischen 11.30 Uhr und 13.30 Uhr sind es 150 bis 200“, schätzt er. Die Speisekarte hat er auf die Bedürfnisse der Sportler zugeschnitten. Der Renner sind Rigatoni mit Hackfleischsoße, die Nudeln hat Bissinger selbst mit der Maschine hergestellt. Auch verschiedene Salatvariationen mit Hähnchenbrustfilet oder Graved Lachs in Honigdressing werden nachgefragt. Besucher, die es deftiger mögen, kommen bei Currywurst, Schweinerücken oder Semmelknödel mit Pfifferlingen auf ihre Kosten. Zudem gibt es jeden Tag wechselnde Tagesgerichte. „Und wenn jemand individuelle Wünsche hat, sind wir dafür auch offen“, erklärt Peter Bissinger.
Bissinger kochte bei der Fußball-WM 1974
18 Mitarbeiter, darunter auch einige Vereinsmitglieder, sorgen in zwei Schichten dafür, dass kein Hunger ungestillt bleibt. Positiv ist ihm aufgefallen, dass es sehr wenig Sonderwünsche gibt: „Anders als bei Hochzeiten werden Lactoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit sehr klein geschrieben“, hat er festgestellt. Selbstverständlich ist für ihn dennoch, dass er beim Einkauf auf beste Qualität achtet und auf Konservierungsstoffe verzichtet. Peter Bissinger, der die Ausbildung im Hotel-Restaurant Eiss in Leonberg absolvierte, hat als Koch, Patissier und Restaurantfachmann viel gesehen: Er kochte in München bei der Fußball-WM 1974 für die deutsche Mannschaft sowie in Sterne-Restaurants in Wien und Hongkong – bei Temperaturen von bis zu 70 Grad. Mit 67 hat er seinen Lebensmittelpunkt wieder mehr nach Renningen verlegt, wo die Eltern leben. Peter Rohsmann hofft, dass dieses Engagement beim Jugendcup kein einmaliges bleibt. „Wenn ein Renninger einen Renninger bittet, etwas für Renningen zu tun, kann man schlecht nein sagen“, meint Peter Bissinger und schmunzelt.