Wenn die Australian Open an diesem Wochenende beginnen, steht einer ganz besonders im Rampenlicht: der Favorit und Weltranglistenerste Novak Djokovic – und das liegt auch an Boris Becker, der den Superstar seit Ende 2013 trainiert.

Stuttgart - Mit den Australian Open, die an diesem Wochenende beginnen, steht der erste Höhepunkt des neuen Tennis-Jahres an. Der Favorit auf den Sieg in Melbourne? Natürlich Novak Djokovic. Der Weltranglistenerste aus Serbien hat zuletzt das Männer-Tennis dominiert wie kaum ein Spieler vor ihm – und das liegt auch an Boris Becker (48), der den Superstar seit Ende 2013 trainiert.

 
Herr Becker, Novak Djokovic gewann 2015 fast alles, was es zu gewinnen gibt im Welttennis. Er war am Ende die klarste Nummer eins aller Zeiten. Was tut man, um das wiederholen zu können?
Ganz entscheidend ist, eine echte, wirkliche Pause zu nehmen. Total abzuschalten. Nicht bei irgendeinem Schauturnier anzutreten. Er hat im letzten Jahr 80 Matches auf höchstem Niveau gespielt, das war gigantisch, aber auch verschleißend. Deshalb galt: Ruhe, Entspannung, eine Auszeit von der Tour. Und, ganz wichtig: sich selbst freuen über das, was du geschafft hast. Das kommt im Alltagsstress zu kurz.
Wenn Sie auf Ihren Start als Trainer von Djokovic zurückblicken: Was ist da von Ihren Erwartungen eingetroffen?
Ganz ehrlich: weder Novak noch ich selbst hätten uns das erträumt. Ich habe mich selbst manchmal gefragt: Passiert das hier wirklich? Wir wollten auf Platz eins zurück, Grand-Slam-Turniere gewinnen. Aber diese Dominanz in den letzten 18 Monaten, die war ebenso ungewöhnlich wie bemerkenswert. Viel besser als Novak zuletzt kannst du eine Saison kaum spielen. Es ist eine wunderbare Reise mit ihm. Ich erlebe ungeahnte Glücksmomente.
Hat Djokovic nie Motivationsprobleme?
Es geht ihm wie allen Großen im Sport: Wenn du diesen Lauf hast, wenn du gewinnst, willst du mehr, immer mehr. Er hat eine fabelhafte Einstellung, ordnet fast alles dem Tennis unter. Er weiß, was er mit wem und wie zu tun hat, um erfolgreich zu sein. Im Spitzentennis geht es darum, in den letzten Detailfragen besser zu sein als die anderen Guten und sehr Guten. Und darin ist er ein Meister. Er kitzelt die letzten paar Prozente stets heraus.
Nun fragen sich ja alle immer wieder gern: Wie macht Becker einen Djokovic besser?
Ich habe nie gern über mich und meinen Erfolgsanteil bei Djokovic geredet. Fakt ist: ich hatte eine gute Tenniskarriere, kann meine Erfahrungen weitergeben. Und Novak ist jemand, der da zuhört, der daraus Erkenntnisse schöpfen will. Er will immer lernen, Tag für Tag. So sind Champions.