Als das internationale Tennisturnier 1978 das Licht der Welt erblickte, stand die Halle inmitten der Filderkraut-Felder im Plattenhardter Weilerhau. In seiner 39. Auflage ist der Porsche Tennis-Grand-Prix inzwischen das dienstälteste Indoor-Frauenturnier der Welt.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Als das Stuttgarter Tennisturnier 1978 das Licht der Welt erblickte, spielte man noch inmitten der Filderkraut-Felder im Plattenhardter Weilerhau. In seiner 39. Auflage ist der Porsche Tennis-Grand-Prix inzwischen das dienstälteste Indoor-Frauenturnier der Welt.

 

Mischung aus Tradition und Moderne

Große Siegerinnen hat das Turnier von Beginn an erlebt: Tracy Austin gewann die Premiere, Rekordsiegerin ist die legendäre Martina Navratilova mit sechs Titeln. Während Steffi Graf den Weilerhau bis auf eine Ausnahme mied, gewann Anke Huber, die heute Sportliche Leiterin ist, im Jahr 1994. Auch Größen wie Pam Shriver, Gabriela Sabatini, Mary Pierce, Lindsey Davenport oder Justine Henin holten sich den Siegerscheck oder den Porsche als Siegerauto.

Seit dem Umzug von 2005 nach Bad Cannstatt hat das Turnier, auch dank des Schweizer Direktors Markus Günthardt, nochmal ein höheres Level erreicht. Von den Spielerinnen wurde Stuttgart auch 2015 wieder zum beliebtesten Event auf der WTA-Tour gewählt, das war das siebte Mal seit 2005. Während sich die Tennisaktricen auch bei der Players Night, mittels einer Shoppingtour nach Metzingen oder bei einer rasante Fahrt auf der Porsche-Teststrecke in Weissach austoben können, wird ihnen kulinarisch ebenfalls jeder Wunsch erfüllt. Dass das Hotel für die Spielerinnen direkt neben der Halle steht, erwies sich als zusätzliches Plus.

„Unsere Hauptdarstellerinnen werden von uns schon verwöhnt“, sagt Markus Günthardt. Und es gibt auch viel zu verdienen: So winkt der Siegerin inzwischen neben dem Porsche 718 Boxter S obendrein ein Scheck über 129 551 US-Dollar.

Treffen der Weltelite

Sechs aus zehn – so lautet diesmal die internationalen Duftnote. In Agnieszka Radwanska (Weltranglisten-2.), Angelique Kerber (3.), Garbine Muguruza (4.), Simona Halep (6.), Petra Kvitova (7.) und Roberta Vinci (8.) schlagen sechs Spielerinnen aus den Top Ten auf dem roten Sand auf. „Unser Starterfeld besitzt wieder absolutes Weltklasseniveau“, sagt der Turnierdirektor Günthardt. Traditionell fehlen wird die Nummer eins: Denn Serena Williams meidet um diese Jahreszeit europäische Turniere. Dafür kommt die Schweinsteiger-Freundin Ana Ivanovic.

Die deutschen Starterinnen

Als aktuelle Nummer 40 der Welt hat sich erstmals auch Annika Beck einen Platz im 28er-Hauptfeld gesichert. Mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic (Weltranglisten-30.) und Sabine Lisicki (50.) sowie den beiden Inhaberinnen einer Wildcard, Julia Görges (Turniersiegerin von 2011) und Anna-Lena Friedsam, bildet die Bonnerin das deutsche Sextett. In der Qualifikation will sich unter anderem Carina Withöft, 21, aus Hamburg durchbeißen.

Vor allem Sabine Lisicki, die aufschlagstarke Wimbledonfinalistin von 2013, macht eine harte Zeit durch. Seit Monaten ringt sie um ihre Form, fiel kurzfristig gar aus den Top 50. „Sabine braucht noch etwas Zeit“, sagt die Bundestrainerin Barbara Rittner über Lisicki, die sich kürzlich von TV-Moderator Oliver Pocher trennte.

Deutschlands neue First Lady

17 Jahre nach dem letzten Erfolg von Steffi Graf gibt es wieder eine nationale Grand-Slam-Siegerin. „Wir haben uns immer eine ganz starke Deutsche gewünscht“, sagt Markus Günthardt über die 28-jährige Kielerin, die jetzt der Publikumsmagnet ist. Es bleibt aber abzuwarten, wie die Australian-Open-Siegerin den Rummel um ihre Person beim größten Tennisturnier in der Heimat verkraftet. „Ich habe jetzt wieder die innere Ruhe“, sagt die nach Melbourne zunächst formschwache Kerber, auf die als Porsche-Markenbotschafterin und Titelverteidigerin allerhand einströmen wird.

Der gefallene Engel

Als dreifache Turniersiegerin war Maria Scharapowa zuletzt das große Zugpferd am Neckarufer. Weil sie bei den Australian Open positiv auf das am 1. Januar auf die Dopingliste gesetzte Herz- und Kreislaufmittel Meldonium getestet wurde, ist die bestverdienendste Sportlerin der Welt derzeit suspendiert. Doch Scharapowa darf wieder hoffen: Nach einer neuesten Empfehlung der Welt-Antidoping Agentur (Wada) könnten die Athleten straffrei bleiben, die vor dem 1. April mit weniger als einem Mikrogramm des „russischen Aspirin“, so der deutsche Sportrechtler Michael Lehner, im Körper erwischt wurden.