Mona Barthel und Angelique Kerber erreichen beim Tennisturnier in Stuttgart das Viertelfinale. Andrea Petkovic verletzt sich erneut.

Stuttgart - Begonnen hat der Donnerstag für das Publikum in der Stuttgarter Porsche-Arena mit großem Jubel. Am Nachmittag, kurz nach 15 Uhr, erhoben sich die fast 4000 Zuschauer von den Sitzen und beklatschten Mona Barthels überragende Leistung. Die 21-Jährige aus Neumünster hatte die Achtelfinalpartie gegen die Weltranglistensiebte Marion Bartoli nicht nur offen gestaltet, sie hatte die Französin dominiert. In lediglich 71 Minuten gewann sie mit 6:3, 6:1 und zog in das Viertelfinale des Porsche-Tennis-Grand-Prix ein. „Das war eines der besten Matches meiner Karriere“, sagte Barthel über ihren ersten Sieg gegen eine Top-Ten-Spielerin.

 

Um 17.30 Uhr war die Stimmung im Publikum allerdings alles andere als ausgelassen. Denn die Titelverteidigerin Julia Görges verlor ihr Achtelfinalspiel gegen die Weltranglistenfünfte Samantha Stosur mit 2:6, 6:2, 3:6. Die 23-Jährige lieferte der Australierin einen großen Kampf und war mit ihrer Vorstellung dann auch zufrieden. „Ich habe wieder gesehen, was ich mit meinem Spiel auf Sand anrichten kann“, sagte sie „Sam hat nur besser aufgeschlagen.“

Doch den emotionalen Tiefpunkt erlebten die Zuschauer kurz vor 20.15 Uhr im Achtelfinale zwischen Andrea Petkovic und Victoria Azarenka. Es stand 4:4 im zweiten Satz, den ersten hatte die 24-jährige Darmstädterin 2:6 verloren. Petkovic war also wieder im Spiel, bot der Weltranglistenersten sogar unglaublich Paroli. Doch dann sprintete sie dem Ball auf Höhe der Grundlinie hinterher. Sie traf ihn, aber im selben Moment knickte sie mit dem rechten Fuß um. Die Weltranglistenzwölfte fiel in den Sand und hatte Tränen in den Augen.

Das Entsetzen ist groß nach Andrea Petkovics Verletzung

In der Arena war das Entsetzen groß. Petkovic’ Vater vergrub sein Gesicht hinter den Händen, ebenso ihr Trainer Petar Popovic. Auch Azarenka war sichtlich erschüttert, die Weißrussin brachte Petkovic einen Eisbeutel. Doch es half nichts, die deutsche Nummer eins signalisierte schnell, dass sie nicht mehr weiterspielen kann. Beim Hinausgehen stützte Azarenka sie, Petkovic konnte mit dem rechten Fuß nicht mehr auftreten.

„Mein Knöchel schwoll sofort an“, sagte sie später. „Ob die Bänder in Mitleidenschaft gezogen wurden, weiß ich noch nicht.“ Die Untersuchungen in der Halle ergaben eine Sprunggelenkverletzung. Heute wird sie sich einer Kernspin- und Computertomografie unterziehen. Die Verletzung ist für Petkovic umso bitterer, weil sie erst beim Fedcup am vergangenen Sonntag ihr Comeback nach einer dreimonatigen Pause gegeben hatte. „Das ist Pech, aber ich werde zurückkommen“, sagte sie.

Angelique Kerber desklassiert Caroline Wozniacki

Damit war der Tag für die deutschen Fans allerdings noch nicht zu Ende. Denn nur eine gute Stunde später durften sie wieder feiern. Angelique Kerber fegte im Achtelfinale die Dänin Caroline Wozniacki mit 6:1, 6:2 vom Platz. „Ich habe mich vom ersten Punkt an super wohlgefühlt“, sagte die Weltanglisten-14. „Es hat so viel Spaß gemacht.“ Im Viertelfinale trifft sie heute nun auf die Tschechin Petra Kvitova.

In der gleichen Runde spielt Barthel heute gegen Azarenka, es wird ihr viertes Duell in dieser Saison mit der 22-Jährigen. „Ich werde einfach weiter auf mich schauen, das hat bisher gut funktioniert“, sagte Barthel. Gegen Bartoli überzeugte sie vor allem durch ihr intuitives, unaufgeregtes Spiel. Sie agierte, als würde sie schon ewig gegen die Besten spielen. „Das ist einfach ihre Art. Sie hat Frieden im Kopf“, sagte ihre Mutter Hannelore, die sie auf der WTA-Tour immer begleitet.

Mona Barthel steigt in die Riege der Spitzenspielerinnen auf

Zu Kopf gestiegen ist Barthel der Erfolg laut eigenem Bekunden auch nicht. „Ich bin ja nicht der beste Mensch der Welt, nur weil ich ein paar Tennisbälle ins Feld schlagen kann.“ Jedenfalls bestätigte sie nicht erst mit dem Sieg über Bartoli: es gibt in Deutschland nach Petkovic, Kerber, Görges und Sabine Lisicki mittlerweile eine fünfte Spitzenspielerin. „Und sie hat noch unheimliches Entwicklungspotenzial“, sagt die deutsche Fedcup-Teamchefin Barbara Rittner. Barthel verfügt bereits über eine  herausragende Rückhand, platzierte Grundlinienschläge und einen strammen Aufschlag. Zudem ist sie für ihre Größe von 1,85 Meter sehr beweglich.

Dank dieser Qualitäten und ihrer Nervenstärke hat die Rechtshänderin in der Weltrangliste zuletzt einen unglaublichen Aufstieg hingelegt. Nach dem Saisonende 2010 belegte sie Platz 208. Mittlerweile steht sie an Position 35. „Sie ist die Nächste, die an die Top 20 anklopft“, sagt Rittner.