Alexander Zverev agiert in jungen Jahren auf einem Niveau, das die Tenniswelt lange nicht gesehen hat. Und wer nach „Typen“ in der Sportwelt schreit, aber Zverev verteufelt, tut dem Deutschen unrecht und dem Sport keinen Gefallen, kommentiert Sportredakteur Tim Wohlbold.

London - Nein, man muss Alexander Zverev nicht lieben! Weder hat er die majestätische Ausstrahlung eines Roger Federers, noch den Witz eines Novak Djokovics oder den Charme einer Angelique Kerber. Zverev sagt, was er denkt. Ehrlich, direkt, manchmal schießt er auch über das Ziel hinaus. Das halten ihm viele Tennisfans gerne als Arroganz vor – weswegen er hierzulande nicht die Anerkennung erhält, die seiner Welt-Klasse auf dem Court gebührt. Er zeigt Emotionen wie wenige andere. Auch das muss nicht gefallen – authentisch ist es allemal. Beklagen wir nicht immer, im Profisport gebe es keine „Typen“ mehr? Alexander Zverev ist einer. Und obwohl er in der Öffentlichkeit manchmal aneckt, auf der Tour ist er beliebt. Federer hält ihn für einen „feinen Kerl“, der große Ivan Lendl lobt die Disziplin seines eigenwilligen Schützlings.

 

Auf den Spuren der ganz großen Stars

Nun ist Zverev aber vor allen Dingen eines: mit 21 Jahren Tennis-Weltmeister! In diesem Alter gelang das zuvor Djokovic, Sampras, Agassi oder Hewitt. Große Champions mit herausragenden Karrieren – die sich ihrer Außenwirkung in diesem Alter im Übrigen auch nicht immer bewusst waren. Er ist der erste deutsche Weltmeister seit Becker 1995. Dafür muss man ihn nicht lieben. Aber den Hut ziehen vor diesem historischen Triumph sollte die Sportwelt allemal. Chapeau, Alexander Zverev.