Am örtlichen Tennisclub hat sich eine Debatte entzündet, die letztlich viele Leute in Ditzingen betrifft: Die Richtlinien für die finanzielle Unterstützung von Vereinen sind auf dem Prüfstand.

Ditzingen - Auf der Tagesordnung der Räte ist lediglich der Antrag des Ditzinger Tennisclubs gewesen. Der Verein hatte einen Zuschuss von mehr als Hunderttausend Euro für den Bau einer Tennishalle beantragt. Weil dafür zwei Plätze im Außenbereich wegfallen, sollen zudem zwei neue angelegt werden. Die Kosten dafür liegen bei 1,1 Millionen Euro brutto. Darüber hatte zunächst der Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales zu entscheiden, Tage später dann der Gemeinderat. Beide stimmten zu. Doch am Ende der Diskussion über diesen Einzelfall verständigten sich Verwaltung und Gemeinderat darauf, eine grundsätzliche Debatte über die Vereinsförderung zu führen.

 

Widerspruch zur bisherigen Praxis

Die Höhe des Baukostenzuschusses stehe im Widerspruch zu den Vereinsförderrichtlinien, räumte der Oberbürgermeister Michael Makurath ein. Die Verwaltung hatte einen Zuschuss von 121 000 Euro vorgeschlagen. Makurath begründete dies mit der „schulischen Beanspruchung“ der Tennishalle, die gleichwohl noch ausbaufähig sei. Allerdings sei dieser Baukostenzuschuss auch „nicht völlig singulär“, verwies der OB auf die wenigen vergleichbaren Projekte im Ort. Als Beispiel nannte er das Sportzentrum der TSF Ditzingen. Doch auch der Tennissport sei heute ein Basissport, so der Oberbürgermeister: „Tennis ist nicht mehr der Sport der Besserverdienenden.“ Doch wenn man bei den Richtlinien bliebe, müsse man den Antrag der Tennisspieler ablehnen, eröffnete der Oberbürgermeister die Debatte.

Die Obergrenze für die Vereinszuschüsse bei Bau- oder Instandsetzungsvorhaben liegt in Ditzingen jeweils bei maximal 25 600, für den Kauf beweglicher Sachen bei höchstens 7700 Euro. Die TSF Ditzingen erhielt deshalb einst 33 300 Euro. Zum Vergleich: Gerlingen bezahlt bei Bauvorhaben maximal zehn Prozent der anrechenbaren Baukosten, Hemmingen orientiert sich wie Korntal-Münchingen bei den Baukostenzuschüssen an der Unterstützung durch den Württembergischen Landessportbundes (WLSB).

Die Stadt Ditzingen hatte nun vorgeschlagen, angesichts der Baukosten von rund 1,1 Millionen die Obergrenze nach den Förderrichtlinien aufzuheben und sich am WLSB zu orientieren. Das ergab den Zuschuss von 121 000 Euro. Der Oberbürgermeister hatte argumentiert, dass dies vor dem Hintergrund des Engagements des Clubs geschehe – sei es in der Kooperation mit den Grundschulen oder beim Sommerferienprogramm.

Unterschiedliche Meinungen im Gemeinderat

Unter den Stadträten gingen die Meinungen vor allem im Ausschuss für Finanzen, Kultur und Soziales auseinander. Während Horst Brose (Freie Wähler) argumentierte, Tennis sei schon lange ein Volkssport, der aber immer noch Plätze oder Hallen selbst errichten müsse, hoben Sven Sautter (CDU) und seine Mutter Ulrike (Grüne) auf die sozialpädagogische Leistung des Vereins ab. Die SPD-Fraktionschefin Sabine Roth verwies zudem darauf, dass der Verein dennoch eine ihrer Meinung nach „gewaltige Eigenleistung“ zu erbringen habe.

Während Sven Sautter die Debatte darauf lenkte, bei der Vereinsförderung die Pluralität im Vereinssport darzustellen, begrüßte Dieter Schnabel (UB) ausdrücklich eine Änderung der Förderrichtlinien. Schließlich habe man sich bisher immer daran gehalten. Das solle auch künftig gelten.