Jan-Lennard Struff knüpft in Wimbledon an seine mitreißenden Auftritte von Paris an. Mit einer überzeugenden Leistung zog der Sauerländer in die dritte Runde ein.

London - Die Freude über die Chance auf sein erstes Wimbledon-Achtelfinale war Jan-Lennard Struff am Klang seiner Stimme nicht anzumerken. „Ich bin sehr glücklich über den Sieg. Die ersten zwei Sätze waren unglaublich gut, die habe ich sehr gut gespielt“, sagte der stille Sauerländer, stützte seine Hände auf die Knie und blieb gewohnt ruhig dabei. Bei der deutschen Nummer zwei passt im Moment sehr vieles zusammen. Den Schwung aus seinem privaten Glück nach der Geburt seines Sohnes und aus seinem sportlichen Erfolg mit dem Erreichen des Achtelfinals bei den French Open in Paris hat er mit zum Rasenklassiker nach London genommen.

 

Mit dem 6:4, 6:3, 5:7, 7:6 (7:2) und einer überzeugenden Vorstellung gegen den amerikanischen Tennisprofi Taylor Fritz zog der Warsteiner am Donnerstag zum zweiten Mal in die dritte Runde von Wimbledon ein und stellte sein bestes Resultat bei dem zweiwöchigen Rasenturnier aus dem Vorjahr ein. „Ich bin gut drauf“, sagte der 29-Jährige. „Wenn man gewinnt, fühlt sich alles leichter an.“

Kukuschkin ist der nächste Gegner

Mit einem weiteren Sieg am Samstag würde der Paris-Achtelfinalist auch in Wimbledon erstmals die zweite Woche erreichen. 2018 war Struff in der dritten Runde gegen den Schweizer Rekord-Grand-Slam-Sieger Roger Federer ausgeschieden. Diesmal sind die Chancen im Duell mit Michail Kukuschkin aus Kasachstan realistischer. „Ich werde meine Leistung abrufen“, kündigte Struff an. Für Laura Siegemund ist das Wimbledon-Abenteuer dagegen beendet. Die 31-Jährige aus Metzingen verabschiedete sich trotz einer starken kämpferischen Leistung mit einem 3:6, 5:7 gegen die Tschechin Barbora Strycova.

Struff verwandelte nach 2:15 Stunden seinen ersten Matchball. Auf dem Platz zeigt er inzwischen mehr positive Emotionen als früher und knüpft anders als der Weltranglisten-Fünfte Alexander Zverev momentan an seine erfolgreichen Tage auf den Sandplätzen von Paris an. Der acht Jahre jüngere Fritz war mit der Empfehlung des Turniersiegs in Eastbourne nach London gereist. Doch der deutsche Davis-Cup-Spieler beherrschte gegen den US-Amerikaner in den ersten beiden Sätzen das Geschehen.

Struff überzeugt durch Konstanz

Immer wieder überrumpelte er seinen Kontrahenten mit seiner Vorhand, rückte geschickt ans Netz vor und konnte sich wie schon in den vergangenen Wochen meist auf seinen Aufschlag verlassen. Beim 5:5 im dritten Durchgang erlaubte sich Struff eine erste kleine Schwächephase, ermöglichte Fritz mit einem Doppelfehler das Break und leitete so den Satzverlust ein. Im Tiebreak des vierten Satzes war der Deutsche dann der bessere Spieler. 22 Asse und 66 direkte Gewinnschläge dokumentierten am Ende seine ansprechende Form.

Seit Monaten tritt der junge Vater eines kleinen Sohnes mit einer solchen Konstanz auf, für die er zuvor nicht bekannt war. Bei den French Open in Paris hatte er zuletzt erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier die Runde der besten 16 erreicht. „Das sind die Matches, für die man lebt, für die man Tennis spielt, das ist sehr besonders“, sagte die Nummer 33 der Tennis-Welt. „Solche Erfolge wie in Paris möchte man mehr haben. Ich versuche, mich davon tragen zu lassen.“