Der mutmaßliche Finanz- und Betrugsskandal beim württembergischen Dachverband ist auch in den Tennisvereinen das große Gesprächsthema.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Filder - Gut eine Woche ist es nun her, dass der Württembergische Tennis-Bund die Bombe platzen lassen hat: Wie berichtet soll ein ehemaliger Geschäftsführer des Verbands im Amt über mindestens 17 Jahre hinweg Gelder und Sachmittel in Millionenhöhe veruntreut haben. Seither ist dies auch an der Basis das Gesprächsthema Nummer eins. In einer Umfrage unserer Zeitung bei den Vereinen aus dem Verbreitungsgebiet der Filder-Zeitung reichen die Reaktionen von Fassungslosigkeit bis zu offenem Unmut über „eine Riesensauerei“. Thomas Bürkle, Geschäftsführer des TEC Waldau: „Ich bin total schockiert. Ich kenne die betreffende Person schon lang und hätte ihr das niemals zugetraut. Unvorstellbar, dass das über viele Jahre so funktioniert hat. Das ist in höchstem Maße kriminell und muss jetzt sauber aufgearbeitet werden. Ich denke, dass einige, die in dieser Zeit ebenfalls in Amt und Würden waren, gerade nicht ganz so gut schlafen. Den jetzigen Präsidenten Stefan Hofherr beneide ich wahrlich nicht. Er kommt neu ins Amt, dann Corona – und nun das.“ Tobias Walldorf, Vorsitzender des TC Bernhausen: „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Das wäre der letzte Verdacht gewesen, auf den ich gekommen wäre. Man hatte immer das Bild von Geradlinigkeit, dass da alle Strukturen funktionieren. Ich habe selbst mal den Trainerschein gemacht: So wie der Laden lief, hatte man eigentlich ein gutes Gefühl.“

 

Michael Seibold, Cheftrainer des TC Blau-Weiß Vaihingen/Rohr: „Das ist eine Riesensauerei! Von uns wird immer gefordert, dass wir alle Regeln genau einhalten, und dann so ein Skandal. Wenn so etwas im Dachverband läuft, dann falle ich da echt vom Glauben ab. Ich weiß gar nicht, was man da sagen soll.“ Frank Könitzer, Cheftrainer und Sportwart beim TSV Musberg: „Es ist schwer, da Worte zu finden. Für mich überhaupt nicht vorstellbar, wie so etwas in so einer Funktion über viele Jahre hinweg gehen kann, ohne dass jemand etwas merkt. Das trifft natürlich auch die Vereine. Wir müssen hier Saison für Saison schauen, wie wir alles finanzieren: Bälle, sonstige Ausrüstung und was man alles braucht – und dort so etwas. . .“ Karl-Heinz Fuhrmann, Fußballtrainer und seit vielen Jahren Tennisfreizeitspieler beim SV Möhringen, aktuell in der Herren-55-Mannschaft: „Ich bin völlig von den Socken und kann das noch gar nicht glauben. Es ist für mich überhaupt nicht zu fassen, wie so etwas zustande kommen kann, und dann auch noch über einen solch langen Zeitraum. An der Tennisbasis ist das ein fataler Eindruck: Die Vereine fahren in der Coronakrise Verluste ein, und auf der anderen Seite liest man so etwas.“

Helmut Bäuerle, Tennischef beim TSV Birkach und im Beruf Steuerberater: „Das ist ein Skandal. Und es ist mir ein Rätsel, wie so etwas jahrelang passieren konnte und dabei nichts aufgedeckt worden ist. Andererseits: bei Größeren wie Wirecard ist ja auch lange nichts aufgefallen. Man muss da jetzt die Vorkehrungen verstärken, eine Prüfebene mehr einfügen. Was den WTB insgesamt betrifft: die Beiträge, die wir zahlen müssen, tun jedes Jahr weh. Und ich habe mich da auch teils nicht gut vertreten gefühlt. In der Coronakrise etwa habe ich bisher keine große Unterstützung gesehen.“ Franz-Peter Stümper, Sportwart beim TSV Waldenbuch: „Das macht einen sprachlos. Alle Vereine und auch wir haben zu kämpfen. Die Halle war ja lange Zeit geschlossen – das bedeutet Einnahmeausfälle. Und generell muss man schauen, wie man seine Mitglieder bei der Stange hält. Möglich, dass der eine oder andere von Bord geht. Da ist es umso heftiger, wenn man dann mitbekommt, was gerade beim WTB geschieht.“ Wolfgang Schied, Sportwart des SV Möhringen: „Ein schwieriges Thema. Man hat sich da eigentlich immer gut aufgehoben gefühlt, es hat immer alles funktioniert. Man ist gerade einfach schockiert.“