Eine 61-jährige Frau wird zum Opfer eines dreisten Trickbetrügers, der für Wucherpreise Teppiche reinigt und sich Kredite erschwindelt. Die Polizei warnt vor der Mitleidsmasche des Täters und sucht nach weiteren Geschädigten.

Leonberg - Ein Teppichhändler ist unter die Betrüger gegangen. Von einer gutherzigen 61-jährigen Leonbergerin erbettelte der Täter mit immer neuen Mitleidsgeschichten mehr als 20 000 Euro. Es ist nicht die einzige Tat des Teppich-Betrügers. Auch im Landkreis Esslingen war der Mann aktiv. Die Polizei vermutet, dass die beiden bislang bekannten Taten nur die Spitze des Eisbergs sein könnten: „Wir glauben, dass sich weiter Opfer aus Scham über ihre Leichtgläubigkeit noch nicht gemeldet haben“, sagt Frank Natterer, der Pressesprecher die Böblinger Polizei.

 

Die 61-Jährige aus Leonberg nahm ihren Mut im Oktober zusammen und erstattete Anzeige. Der Teppich-Betrüger hatte sie im Lauf des Jahres fast um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Die Abzocke begann im Mai mit ein paar schmutzigen Teppichen, die die Frau reinigen lassen wollte. Sie nahm Kontakt mit einer Firma im Altkreis Leonberg auf. Wenige Tage später besuchte sie ein 35-jähriger Mann, der die Auslegeware begutachtete.

Tränenreiche Bitte um Kredit

„Fünf Teppiche nahm der Täter mit, die er wenige Wochen später teilweise restauriert und gut gereinigt zurückbrachte“, berichtet Polizeisprecher Natterer. Satte 2500 Euro berechnete er für seine Arbeit – doch damit nicht genug. „Er bat die Frau noch um einen kurzfristigen Kredit“, erzählt der Polizeisprecher. Der mutmaßliche Betrüger erklärte der 61-Jährigen, dass er die Möglichkeit habe, in einem Hotel für mehrere Wochen eine Ausstellung zu präsentieren. Eine Aktion, die ihm sicherlich viel Geld einbringen würde. Das Hotel verlange jedoch eine Anzahlung von 3500 Euro So viel Geld könne er nicht aufbringen, sagte er der 61-Jährigen.

Die Leonbergerin hatte Mitleid und half dem Händler mit der gewünschten Finanzspritze aus. Wenige Tage später stand der Mann erneut vor der Tür der hilfsbereiten älteren Dame. „Im August gaukelte er ihr dann vor, dass der Zoll eine Warenanlieferung im Wert von 75 000 Euro einkassiert habe“, sagt Natterer. Deshalb müsse er nun 12 800 Euro Steuern nachzahlen.

„Der Täter drückte bei diesem Gespräch bewusst auf die Tränendrüse“, sagt der Polizeisprecher. Er wusste, dass sein Opfer erst seit kurzem verwitwet war und noch immer trauerte. Er erzählte der Frau, dass er die fünf Kinder seines Bruders zu versorgen habe, der sich nach einem schweren Schlaganfall nicht mehr selbst um den Nachwuchs kümmern könne. „Erneut ließ sich die 61-Jährige erweichen und gab die geforderte Summe heraus“, sagt Natterer.

Beim einem weiteren Besuch ergaunerte der Mann dann 3000 Euro. „Bis heute addieren sich die Beträge inklusive der vereinbarter Zinsen, auf mehr als 20 000 Euro“, berichtet der Polizeisprecher. Also die gesamten Ersparnisse der Frau.

Vermutlich viele weitere Fälle

„Diese Tat sticht aus der Masse anderer Betrugsdelikte heraus“, urteilt Natterer, „der Täter hat sich das Vertrauen der älteren Dame erschlichen.“ Damit sei der Mann jedoch auch identifizierbar geworden. Die Polizei hat den Teppichhändler bereits zum Verhör gebeten. „Wir prüfen derzeit, an wie vielen Fällen er noch beteiligt ist“, erklärt Natterer, „in Esslingen sind wir uns bereits sicher, dass er bei mindestens einer Tat ähnlich vorgegangen ist.“