Wieder steht die ehemalige Rose in Stuttgart-Heumaden leer. Fabio Varriale hat sein Lokal Terra e Mare zum Jahreswechsel geschlossen. Schon vor ihm war ein Wirt nach kurzer Zeit gescheitert. Woran liegt das?

Heumaden - Mit Bedauern müssen wir uns schon wieder von Ihnen verabschieden“, steht auf einem Zettel an der Tür, die Fenster des Lokals Terre e Mare sind dunkel. Das italienische Restaurant hat bereits zum Jahreswechsel geschlossen, und das nach nicht einmal einem halben Jahr. Am 14. Juli 2017 hatte der gebürtige Neapolitaner Fabio Varriale in der ehemaligen Heumadener Rose seinen Traum vom ersten eigenen Lokal verwirklicht. Zuvor hatte er gemeinsam mit Freunden und Familienmitgliedern renoviert. „Alles umsonst“, sagt er und wirkt deutlich enttäuscht.

 

Der Zulauf habe gefehlt. Zwar hätten sich an den Wochenenden durchaus Gäste für Pizza und Pasta erwärmen können, unter der Woche und vor allem mittags seien es jedoch zu wenige Kunden gewesen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Eine Erfahrung, die auch sein Vorgänger gemacht hatte. Francesco Arcidiacono hatte das Lokal zuvor ein Jahr lang unter dem Namen Le Rose geführt und sich im Gespräch mit dieser Zeitung über „total tote Hose“ an der Mannspergerstraße beschwert. Auch er war „richtig unzufrieden“ mit dem Kundenzulauf gewesen.

Der Vor-Vorgänger war erfolgreich in der Rose

Die Rechnung ist einfach: keine Gäste, kein Restaurant. Daniel Ohl, Sprecher des Dehoga-Landesverbandes, erklärt, dass Gastronomen grundsätzlich hohe Kosten haben und dementsprechend Frequenz und Umsatz brauchen. „60 Prozent der Kosten sind da, bevor der erste Gast den Laden betritt.“ Entscheidend sei in der Branche, die von einer hohen Fluktuation geprägt sei, im Besonderen der Standort. Faktoren wie die ÖPNV-Anbindung, die Parkplatzsituation oder die Nähe zu Unternehmen, deren Mitarbeiter sind mittags auf die Suche nach einer Mahlzeit machen, spielen mit – und all dies ist in Alt-Heumaden freilich nicht optimal. Auch der Terra-e-Mare-Chef Fabio Varriale sagt im Nachgang: „Der Standort ist nicht ideal.“

Lorenzo Cardascia, der Immobilienbesitzer, will das Argument der schlechten Lage nicht gelten lassen. Er hat vor den beiden glücklosen Wirten das Le Rose 20 Jahre lang geführt – erfolgreich, wie er betont. Dann habe er sich beruflich noch einmal verändern wollen, und heute ist er Teilhaber am Lokal „Italiani (ma non troppo)“ beim Milaneo. Auch das laufe gut. „Das liegt an den Leuten selbst“, sagt er und lässt Worte wie Ambiente oder Qualität fallen.

Gastronomen brauchen Alleinstellungsmerkmal

Der Dehoga-Experte Daniel Ohl nennt eine allgemeingültige Faustregel: „Abseits der Laufkundschaft braucht ein Gastronom auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal, um eine ausreichende Zahl von Gästen zu bewegen, genau dorthin zu kommen.“ Heute dürfe man als Geschäftsinhaber nicht mehr darauf hoffen, dass das Umfeld einem automatisch den Laden füllt – in der Gastronomie wie in anderen Branchen.

Tatsächlich kommen immer mehr der gesellschaftliche und der wirtschaftliche Strukturwandel zum Tragen: In Schlafstadtteilen, zu denen sicher auch Heumaden gehört, sind die Bewohner tagsüber bei der Arbeit, unter der Woche spät daheim bei der Familie, und die Freizeit an den Wochenenden verbringen sie in den Innenstädten. Wer da in Randlagen nicht auf sich aufmerksam mache, gucke in die Röhre.

Der Hausbesitzer Lorenzo Cardascia will versuchen, einen neuen Pächter für die alte Rose zu finden, „aber es wird nicht einfach, ich bin jetzt auch skeptisch“.