Die Schaubühne spielt das Stück von Ferdinand von Schirach, das bereits verfilmt worden ist. Wie in der Fernsehfassung fungieren auch im Theater die Zuschauer als Richter.

Sindelfingen - Darf ein Soldat 164 Personen töten, um 70 000 Menschen vor dem Tod zu retten? Vor dieser schwierigen Frage steht der Bundeswehrpilot Lars Koch. Er sitzt in einem Kampfflugzeug. Und Terroristen, die eine Passagiermaschine entführt haben, wollen diese auf ein voll besetztes Fußballstadion abstürzen lassen. Der Pilot sieht nur eine Chance: Er schießt das Flugzeug ab und rettet 70 000 Menschenleben. Dafür steht er nun vor Gericht. Angeklagt wegen vielfachen Mordes.

 

Vor vier Jahren wurde das Theaterstück „Terror“ des Autors und Rechtsanwalts Ferdinand von Schirach erstmals auf deutschen Bühnen aufgeführt und gleichzeitig fürs Fernsehen verfilmt. Der Clou dabei: Die Gerichtsverhandlung endet nach den Plädoyers. Dann sind die Zuschauer gefragt. Sie stimmen darüber ab, ob der Pilot schuldig ist oder nicht. Nach ihrem Votum wird dann vom Richter im Theaterstück das Urteil verkündet.

Einige Schauspieler bringen Gerichtserfahrung mit

Die Sindelfinger Schaubühne bringt dieses hochaktuelle Stück nun auf die Bühne des Theaterkellers. Axel Finkelnburg, bisher vor allem als Schauspieler bekannt, führt Regie. Bereits vor zwei Jahren hatte er „Venedig im Schnee“ inszeniert. Für seine zweite Regiearbeit wünschte er sich etwas anderes als eine Komödie oder einen Krimi, etwas mit Tiefgang. Gerichtsverhandlungen kennt er auch aus eigener Anschauung. Finkelnburg ist Schöffe am Stuttgarter Landgericht. Gerichtserfahrung bringt auch Bernd Schmalenbach mit, der den Richter verkörpert, ebenso Achim Fuchs als Verteidiger. Schmalenbach ist selbst Jurist, Fuchs als Jugendgerichtshelfer bei vielen Verhandlungen dabei.

Anderthalb Stunden dauert der Prozess im Theaterkeller – dann gibt es eine Pause, in der die Zuschauer abstimmen können. „Wir wünschen uns, dass die Leute dabei miteinander ins Gespräch kommen und über die Schuldfrage diskutieren“, sagt der Regisseur. Auch innerhalb des Schaubühne-Ensembles seien nicht alle einer Meinung, sagt Katrin Finkelnburg, die die Staatsanwältin spielt.