Ein deutscher Journalist hat den Terroranschlag in Nizza von seinem Hotelzimmerbalkon aus beobachtet. Das schreckliche Geschehen habe „60 Sekunden gedauert - nicht länger“, sagt er.

Nizza - Der Anschlag von Nizza hat gerade einmal eine Minute gedauert - ein deutscher Journalist hat ihn live erlebt. Er habe am Donnerstagabend auf dem Balkon seines Hotels an der Promenade des Anglais gestanden, berichtete Richard Gutjahr der Nachrichtenagentur AFP. Er habe gesehen, wie die Leute feierten und „wie sich plötzlich ein Lastwagen den Weg durch die Menge bahnte“.

 

Der Lkw sei sehr langsam gefahren, berichtete Gutjahr. Er sei von einem Motorradfahrer verfolgt worden, der versucht habe, den Lastwagen zu überholen und die Fahrertür zu öffnen. „Er ist dann aber gestürzt und unter die Räder des Lkw gekommen.“

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„Dann habe ich beobachtet, wie an der nächsten Straßenecke zwei Polizisten versucht haben, auf den Lastwagen zu schießen“, berichtete der 42-jährige Journalist weiter, der freiberuflich unter anderem für die ARD arbeitet. Der Fahrer habe daraufhin aufs Gas gedrückt. Der Lastwagen habe beschleunigt und sei dann „in Schlangenlinien, im Zickzack in die Menge rein“ gefahren, berichtete der Augenzeuge. „Danach kam der Lastwagen zum Stillstand und dann folgten 15 bis 20 Sekunden Schusssalven aus mehreren Waffen.“ Wer dabei geschossen habe, sei nicht zu erkennen gewesen. „Ob der Fahrer selbst eine Waffe hatte, das habe ich nicht gesehen.“ Das ganze Geschehen habe „60 Sekunden gedauert - nicht länger. 60 Sekunden vom Beginn bis zum Ende.“

Nizzas Hafen als Sperrgebiet

In dieser Zeit sei der Lastwagen etwa 200 Meter gefahren. „Nach den 20 Sekunden Schüssen ist die Menge in Panik in alle Richtungen gelaufen“, berichtete Gutjahr weiter. „Zurück blieben die schwerer Verletzten oder die Getöteten, die auf der Straße lagen.“ Die Todesopfer seien sehr schnell von der Polizei mit Decken bedeckt worden. „Ich habe zwölf Leichen persönlich gesehen, dass es noch mehr werden würden, war schon abzusehen.“ Die Polizei sei anschließend durch alle Hotels entlang der Strandpromenade gegangen, Beamte hätten auch „in jedes geparkte Auto mit Taschenlampen geleuchtet, um zu schauen, ob nicht noch Sprengstoff versteckt ist“. Die Hotelzimmer durften nicht verlassen werden. „Das ganze war Sperrgebiet hier, die ganze Nacht.“

Nach dem Feuerwerk zum französischen Nationalfeiertag am Donnerstagabend war ein Attentäter mit einem Lastwagen in die Menschenmenge auf der Strandpromenade gerast. Mindestens 84 Menschen wurden getötet und Dutzende weitere verletzt, bevor Polizisten den Attentäter erschossen. Seine Ausweispapiere wurden in dem Lkw gefunden.