Nach den Anschlägen von Sri Lanka zeigen sich Politiker aller Parteien alarmiert. Christen seien weltweit das Ziel radikaler Muslime, warnt der Bundesbeauftragte für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU). Das sei eigentlich unverständlich, denn das Christentum sei mit dem Islam verwandt.

Berlin - Nach den verheerenden Oster-Anschlägen von Sri Lanka mehren sich in Deutschland parteiübergreifend die Warnungen vor der Bedrohung christlicher Minderheiten im Ausland. „Der Terror in Sri Lanka reiht sich ein in verschiedene Anschläge gegen Christen weltweit“, sagte der Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit, Markus Grübel (CDU), der Tageszeitung „Welt“. „Christen sind weltweit das Ziel von radikalen Muslimen“, so Grübel. Das sei eigentlich unverständlich, weil das Christentum mit dem Islam verwandt sei.

 

Zwar gebe es in Deutschland derzeit keine derartige Bedrohung. Hierzulande müssten aber alle Menschen zur religiösen Toleranz erzogen werden, sagte der CDU-Politiker. Gerade zu Ostern, wo die Menschen nach dem christlichen Motto „Fürchtet euch nicht“ lebten, seien solche Anschläge besonders perfide.

Am Sonntag hatten Selbstmordattentäter in Sri Lanka fast zeitgleich sechs Anschläge auf drei Kirchen und drei Luxus-Hotels verübt. Mindestens 290 Menschen kamen ums Leben.

Militanz vor allem in Asien wächst

Der frühere Fraktionschef der Union im Bundestag, Volker Kauder (CDU), warnte vor zunehmender Christenverfolgung speziell in Asien. „Die Ereignisse in Sri Lanka sind bestürzend. Sie sind leider kein Einzelfall. Ich sehe mit großer Besorgnis die wachsende Christenverfolgung im gesamten asiatischen Raum“, sagte Kauder der „Bild“-Zeitung. Nationalistische Bewegungen von Buddhisten, Hindus und Muslimen würden dort immer militanter.

Der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Hermann Gröhe (CDU), sagte der „Rheinischen Post“: „Ich bin entsetzt über die Hinterhältigkeit und Brutalität, mit der sich hier der Hass gegen gottesdienstfeiernde Christen und generell gegen Reisende aus anderen Kulturen Bahn gebrochen hat.“ Religiöse Intoleranz richte sich heute in besonderer Weise gegen Christen, die an der Freiheit der Religionsausübung gehindert werden sollen. „Wir haben in Christchurch aber auch miterleben müssen, dass Muslime in ihren Gotteshäusern Opfer eines Rechtsterroristen geworden sind“, fügte Gröhe hinzu.

Zudem dürfe auch nicht vergessen werden, in wie vielen Teilen der Welt sich Menschen aller Religionen aufgrund ihres Glaubens für andere einsetzen. „Das ist die richtige Antwort auf die Anschläge in Sri Lanka: Wir dürfen uns von diesem Hass nicht vergiften lassen“, mahnte Gröhe.

Ziemiak: Religionen müssen im Dialog bleiben

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak sagte der „Welt“, nach den Anschlägen in Sri Lanka sei es wichtig, den Dialog der Religionen aufrechtzuerhalten. „Dazu gehört aber auch, die Unterdrückung von Christen deutlich anzusprechen und klar für die Einhaltung der Religionsfreiheit einzutreten“, sagte er.

Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer sagte der „Welt“, in Sri Lanka hätten die Terroristen gezielt ein Land erschüttern wollen, in dem Angehörige von vier großen Weltreligionen bislang – trotz aller politischen Konflikte – friedlich miteinander gelebt hätten. Es müsse unter allen Umständen vermieden werden, dass es zu einem „Clash of Civilisations“ komme.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz sagte dem „Redaktions-Netzwerk Deutschland“: „Zweifellos gibt es brutalste terroristische Gewalt ganz gezielt auch gegen Christinnen und Christen.“ Doch lasse sich ein allgemeineres Muster von Extremisten aller Couleur erkennen: „Terroristen zielen oft bewusst auf Gläubige, um zu spalten, Gräben zu vertiefen und Versöhnung zu verunmöglichen“, sagte Notz. Das verbinde die Dschihadisten, die in europäischen Großstädten gezielt „Ungläubige“ treffen wollen, mit den Tätern von Sri Lanka, wo die genauen Hintergründe noch der exakten Aufklärung bedürften, mit rechtsextremistischen Tätern wie in Christchurch.