Einer der mutmaßlichen IS-Terroristen, die in Deutschland verhaftet worden sind, hat sich im baden-württembergischen Leimen aufgehalten. Auch Flüchtlinge sind entsetzt über dessen Gewaltbereitschaft.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Leimen - Sweihah ist außer sich. „Was will dieser Mann?“ fragt die Syrerin empört. „Uns geht es hier gut, wir sind am Leben, wenn er sterben will, dann soll er das in Syrien tun.“ Wie ein Lauffeuer hat sich unter den in Leimen lebenden Flüchtlingen die Nachricht von der Festnahme eines mutmaßlichen IS-Kämpfers aus Syrien herumgesprochen. Genaues weiß Sweihah allerdings auch nicht, obwohl sie mit ihrer Familie in einer kleinen Flüchtlingsunterkunft lebt, nur einen Steinwurf von dem wahrscheinlichen Ort der Festnahme entfernt.

 

Die Polizei und die zuständigen Sicherheitskreise hüllen sich über die Ermittlungen in Schweigen. Bestätigt wird lediglich, dass ein Verdächtiger in Leimen verhaftet wurde. Er sollte wohl Sprengwesten für einen geplanten Terroranschlag in Düsseldorf herstellen. Dies alles wollte die Bundesanwaltschaft Karlsruhe, die das Verfahren übernommen hat, allerdings nicht kommentieren.

Eine Augenzeugin hat die Festnahme verfolgt

Für die Festnahme des Mannes gibt es allerdings eine Augenzeugin. Sie hat gesehen, wie vor ihrem Haus in einem Wohngebiet unmittelbar am Rande der Altstadt von Leimen mehrere vermummte Einsatzkräfte eine Person auf der Straße niedergerungen haben. Ein anderer Augenzeuge erzählt, dass zuvor ein schwarzer Lieferwagen über mehrere Stunden an der Stelle geparkt habe.

Michael Ullrich, Pressesprecher der Stadt Leimen, weiß von keiner Festnahme. „Wir sind nicht informiert worden“, erklärt er, betont aber im selben Atemzug, dass er angesichts der Verhaftung selbst überrascht sei. In Leimen habe es noch nie Schwierigkeiten mit den in der Stadt untergebrachten Asylbewerbern gegeben. „Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir hier einen sehr aktiven Flüchtlingskreis haben, der sich um die Menschen kümmert“, begründet der Sprecher. Zwischen 800 und 1000 Flüchtlinge seien in Leimen auf vier Unterkünfte verteilt. Zwei der Einrichtungen würden vom Rhein-Neckar-Kreis und zwei von der Stadt selbst betrieben.

Nur selten gibt es kleinere Reibereien

Ein Flüchtling aus Pakistan, der in Leimen am Stadtrand in einer Unterkunft wohnt erklärt, dass es zwischen den Menschen bisweilen zu Reibereien komme. Meist gehe es nur um Kleinigkeiten, manchmal auch um Religion oder ethnische Konflikte. In der Regel gelinge es aber den Streit schnell zu schlichten, nur sehr selten müsse die Polizei einschreiten. Auch er befürchtet, dass die Festnahme des Syrers in der Bevölkerung die Vorurteile gegen die Asylbewerber schüren könnte.

„Meine beiden Töchter gehen hier zur Schule, sie haben deutsche Freundinnen, ihnen gefällt es hier in Deutschland“, sagt Sweihah und dankt Gott für seine Güte. „Ich habe genug vom Krieg, ich will, dass Frieden herrscht.“