Erstmals bestätigt die Ulmer Kriminalpolizei Berichte, wonach der Paris-Attentäter Salah Abdeslam in Ulm Komplizen abgeholt hat. Ab der Jahrtausendwende wurde die Donaustadt schon einmal Drehscheibe für Terroristen.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ulm - Erstmals hat sich die Ulmer Polizei zum Aufenthalt des mutmaßlichen Paris-Attentäters Salah Abdeslam in der Donaustadt geäußert. Am Rand eines Pressegesprächs zur Vorstellung der Kriminalstatistik sagte der Ulmer Kripo-Chef Bernd Hummel, Abdeslam habe vom 2. auf den 3. Oktober „in Ulm vermutlich drei Personen abgeholt und ist mit diesen nach Belgien zurückgefahren“. Damit bestätigte Hummel Angaben belgischer und französischer Justizsprecher nach der Festnahme Abdeslams am 19. März.

 

Vom Stand der Ermittlungen wisse man lediglich durch Information durch den Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt, so die Ulmer Polizeiführung. Nach Auswertung der Navigationsdaten des von Abdeslam angemieteten Autos – französische Medien berichteten jüngst über einen schwarzen Audi A 3 – wurde der Wagen in der besagten Oktobernacht beim Hauptbahnhof geparkt. Danach sei das Auto mit Umweg über die Messehallen zurück nach Brüssel gefahren. In der Messe waren zu dieser Zeit mehr als 1000 Flüchtlinge notdürftig untergebracht. Der Ulm-Aufenthalt habe nur rund 30 Minuten lang gedauert.

Der vierte Mann ist unbekannt

Abdeslam, so die Vermutung, dürfte im Ibis-Hotel nahe des Hauptbahnhofs drei Syrer abgeholt haben, die als Flüchtlinge eingereist waren. In dem Hotel sei ein Zimmer für drei Personen reserviert gewesen, so die Ulmer Polizei. Bei zwei der Syrer soll es sich um Monir Alhaj Ahmed und Naim Al Hamed gehandelt haben. Die dritte Person, die in Ulm in den Audi stieg, ist unbekannt. Monir Alhai Ahmed, der sich auch Amine Choukri nannte, ist Mitte März gemeinsam mit Abdeslam in Brüssel festgenommen worden. Beide schweigen seit ihrer Festnahme. Naim Al Hamed steht im Verdacht, der Mann mit Hut zu sein, der am 22. März von einer Überwachungskamera kurz vor den Explosionen im Brüsseler Flughafen gefilmt wurde. Er ist auf der Flucht.

Die Ulmer Polizei trat Meldungen entgegen, wonach Abdeslam in eine Kontrolle geraten sei, bei der Fingerspuren genommen wurden. Auch hätten nicht, wie zunächst vom SWR gemeldet, in der Ulmer Flüchtlingsunterkunft am Morgen des 3. Oktober drei Flüchtlinge gefehlt. Es habe Anfang Oktober in der Messehalle niemals Anwesenheitskontrollen von Flüchtlingen gegeben, sagte der Ulmer Polizeipräsident Christian Nill. Über die Bezüge der Terrorverdächtigen nach Ulm wisse man nichts.