Auf einem Versuchsfeld des Landwirtschaftsamts können Landwirte begutachten, wie unterschiedliche Maissorten gedeihen. Warum die richtige Wahl für diese immer wichtiger wird.
Wenn Dominik Ulrich von der Firma Limagrain über seinen LG 32.257 spricht, gerät er geradezu ins Schwärmen: „Ein robuster, qualitätsbetonter und umweltstabiler Dreinutzer, der schnell die Reihen zumacht – der beste Allrounder überhaupt“, lautet sein Fazit. Der ES-Blackjack des Konkurrenten Lidea habe dafür andere Vorzüge: Die frühe Abreife und eine extrem hohe Standfestigkeit machten ihn besonders interessant, heißt es. Der Friendli CS aus gleichem Hause hingegen – ein besonders kolbenbetontes Exemplar – besticht laut Herstellerangaben durch seine hohe Energiedichte, Stärke und Verdaulichkeit.
Ein Versuchsfeld mit 24 unterschiedlichen Sorten
Es geht um Mais. Neun Fachberater führender Saatguthersteller haben unlängst vor mehreren Dutzend Landwirten aus dem Rems-Murr-Kreis über die Eigenschaften ihrer Produkte referiert – im behördlichen Auftrag und gewissermaßen am lebenden Objekt. Im Frühjahr haben dazu die Landwirte Rolf Hinderer und Ulrich Munz im Auftrag des Kreis-Landwirtschaftsamts eigens auf einer gut 150 Quadratmeter großen Fläche jeweils in Doppelreihen 24 verschiedene Maissorten ausgesät und das Feld entsprechend bestellt. Nun haben sich ihre Kollegen ein Bild darüber machen können, wie die mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgestatteten Züchtungen gediehen sind.
Die sogenannte Maissortendemonstration organisiert das in Backnang beheimatete Landwirtschaftsamt schon seit einigen Jahren. Vor allem im Bereich des Welzheimer Waldes sei der Service beliebt, weil dort viel Mais angebaut werde, in erster Linie als Grundfutter für die Milchviehhaltung, sagt Alexandra Bäuerle, die Pflanzenbau- und Pflanzenschutzberaterin der Kreisbehörde.
Auf den Versuchsflächen könnten die Landwirte ganz real begutachten, wie sich die einzelnen Sorten vor Ort entwickelten und welche Reifezeiten jeweils einzuplanen sind. Bei einer gemeinsamen Begutachtung bekämen die Vertreter der Züchterhäuser die Möglichkeit, über Neuerungen und Besonderheiten zu sprechen. Und die Landwirte selbst könnten ihre jeweiligen Erfahrungen untereinander austauschen. Zudem nutze das Amt den Termin, um Besonderheiten der aktuellen Ernte, Pflanzenschutz- oder andere Verordnungen oder sonstige neue Entwicklungen anzusprechen.
Eine eigentlich unkomplizierte Pflanze
Auch für das Getreide lässt die Behörde regelmäßig Versuchsfelder anlegen und organisiert kurz vor der Erntezeit Besichtigungen für die Landwirte. Denn in diesem Bereich sei die richtige Wahl des Saatguts insbesondere hinsichtlich von Widerstandsfähigkeit und richtigem Einsatz von Pflanzenschutz fast noch wichtiger. „Der Mais“, sagt Alexandra Bäuerle, „ist ja eigentlich eine eher unkomplizierte Pflanze.“
Doch auch für die gelben Kolben kann ein richtig gewählter Pflanzmix entscheidend sein. „Weil wir das ganze Jahr über gutes Futter für unsere Milchkühe brauchen, benötigen wir sowohl Sorten, die man früh ernten kann als auch welche, die unter Umständen noch spät im Jahr mit wenig Wasser auskommen“, sagt Rolf Hinderer.
Die richtige Sortenwahl wird wetterbedingt immer wichtiger
Auf das Wetter könne man sich ja leider nicht mehr verlassen. Die allgemeine Entwicklung gehe zwar klar in Richtung wärmer und trockener, aber es gebe auch regelmäßig unvorhersehbare Extremereignisse, sagt Alexandra Bäuerle. Deshalb gebe es in der (Mais-)Landwirtschaft eigentlich auch keinen Standardanbau mehr, man müsse sich den Gegebenheiten vielmehr immer wieder anpassen. „Deshalb wird auch die Sortenwahl immer wichtiger.“
Welche genau er sich selbst rausgepickt hat, will Rolf Hinderer derweil nicht verraten. Nur so viel: Die Standfestigkeit sei etwa auf dieser ungeschützten Kuppe des Versuchsfeldes bei Burgholz, wo der Wind bisweilen kräftig durchpfeift, ein wichtiges Kriterium. Außerdem müsse die Pflanze auf dem relativ kargen Boden auch mal mit weniger Wasser auskommen.
Eine Reihe schmeckt den Wildschweinen besonders gut
Eine Sorte indes kann er für seine Felder wohl definitiv ausschließen. Hinderer zeigt auf eine Zweierreihe, von der nicht mehr allzu viel zu sehen ist. „Die haben die Wildschweine schon vor drei Wochen platt gemacht“, sagt er. Für Kollegen, die andere Lagen bewirtschafteten, in denen die Schwarzkittel nicht heimisch sind, könnte die Züchtung, die den Tieren offenkundig bestens mundet, hingegen genau das Richtige sein. Denn es sei davon auszugehen, dass die Pflanze in der Lage sei, sehr früh sehr viel Zucker einzulagern. Eine Superpflanze, die für alles passt, gebe es nicht. Jeder müsse aus den bei der Sortendemonstration gewonnenen Erkenntnissen deshalb am besten seine eigenen Schlüsse ziehen.
Und was passiert mit dem Versuchsfeld? Rolf Hinderer hat in diesen Tagen bereits begonnen, es abzuräumen. Der Mais wird dann als Futter verwendet. Trotz seiner offenkundig deutlich unterschiedlicher Eigenschaften? „Das ist den Kühen egal,“, sagt der Landwirt und schmunzelt, „denen schmeckt’s auch gemischt.“