Im Dezember steigt Porsche in die Rennserie Formel E ein, was eine immense Herausforderung für die Motorsportabteilung aus Weissach bedeutet. In nur 15 Testtagen muss der Rennstall einen Vorsprung der Konkurrenten von bis zu fünf Jahren aufholen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Calafat - Der Wind weht eine übel riechende Wolke herüber. Es stinkt erbärmlich nach verbranntem Gummi. Wenige Sekunden zuvor haben vier Reifen qualvoll gequietscht. Neel Jani war der Übeltäter. Der Rennfahrer hat auf der Piste von Calafat, einer kleinen Rennstrecke etwa 140 Kilometer südlich von Barcelona, mit seinem Porsche vor einer Schikane eine unfreiwillige 360-Grad-Drehung hingelegt und dabei einige Gramm Gummi verbrannt. Der Schweizer fährt die Runde zu Ende und steuert um 10.01 Uhr die Box an. Drei Männer schieben das Auto rückwärts in die Garage, die aussieht, als habe ein PS-Freak eine Doppelgarage in eine Motorsport-Box umgebaut. Der Porsche wird aufgebockt, ein Mechaniker schüttet in die Seitenkästen des schwarzen Formel-Renners mit einer Schaufel Trockeneis, um empfindliche Teile zu kühlen. Ein anderer reicht Neel Jani eine Trinkflasche, der Schweizer hat das Helmvisier geöffnet und steckt sich den Schlauch in den Mund. Währenddessen lärmen Schlagschrauber erbarmungslos, die vier Räder werden entfernt. Und keine zwei Meter neben dem Auto sitzen zwei Ingenieure vor Bildschirmen und diskutieren über die Zahlenreihen und Kolumnen, die sie sehen. Neel Jani sitzt im Cockpit, er hat seine Handschuhe vor sich auf dem Chassis abgelegt und wartet auf seinen nächsten Einsatz.