Die Stuttgarter Straßenbahnengesellschaft SSB testet an fünf Stadtbahnhaltestellen im Neckartal die „Gum-Wall“: An den speziellen Behältern können ausgelutschte Kaugummis im Vorbeigehen aufgeklebt werden.

Bad Cannstatt - Die blauen, roten, grünen und gelben Behälter mit den bunten Smilies sorgen für Aufsehen. Zahlreiche Fahrgäste am Wilhelmsplatz schauen neugierig: Was ist das denn? Die Geräte sind selbsterklärend: „Kauen-Kleben-Gehen“ steht an der Seite und auf einem Plakat obendrüber: „Schont eure coolen Schuhe und benutzt die Gum-Wall. Klebt Euern Kaugummi hier auf die Smilies.“

 

Seit Mittwoch hängen acht solcher Kaugummiklebekästen einer Mosbacher Firma leihweise an fünf Stadtbahnhaltestellen der SSB: je zwei am Wilhelmsplatz, in der Badstraße und am Stöckach, jeweils einer an den Mineralbädern und am Ostendplatz. „Wir testen bis Jahresende, wie die Behälter angenommen werden“, sagt Birgit Kiefer von der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB). „Wir sind selbst sehr gespannt. Die Idee ist gut.“ Die stark frequentierten Haltestellen würden sich für einen kleinen Feldversuch anbieten: „Wir können dort gut überprüfen, ob das tatsächlich etwas bringt.“ Nach der Auswertung des Tests werde die SSB über eine Anschaffung entscheiden, so Kiefer.

50 lustige Gesichter

Die auffälligen Behälter sollen ein großes Problem in den Städten lösen: Ausgespuckte Kaugummis, die auf dem Boden kleben, sind nicht nur ein Ärgernis, sie sind auch schwer und teuer zu entfernen. „Deutsche Städte geben im Jahr etwa 900 Millionen Euro dafür aus“, sagt Klaus Götz von der Firma Schnabel Elektrotechnik, die das System entwickelt hat und vertreibt. Mit der „Gum-Wall“ wolle man die Leute dazu animieren, Kaugummis nicht einfach auszuspucken, sondern ordentlich „und mit Fun-Faktor“ zu entsorgen – indem man sie im Vorbeigehen einem der 50 lustigen Gesichter mitten ins Lachen drückt. Ist so ein feuerfester und wasserabweisender Papierbogen voll, wird ein neuer angebracht. Bis zu 100 Andrückplakate befinden sich im Inneren des Behälters. Wahlweise kann man die ausgelutschten Kaugummis auch einfach in die unten befindliche Box werfen.

Leute sensibilisieren

Ein schöner Anblick werden die klebrigen Hinterlassenschaften auf Augenhöhe sicher nicht sein. Das ist aber gewollt. „Die Leute sollen auf diese Weise sensibilisiert werden“, meint Klaus Götz. Seiner Einschätzung nach funktioniere das gut: Die Behälter, die mittlerweile in einigen Städten hängen, würden dort jedenfalls begeistert aufgenommen. „Die Erfahrungen zeigen, dass durch eine flächendeckende Installation unserer ‚Gum-Wall’ an Problemstellen eine erhebliche Reduzierung der Verschmutzungen erfolgen kann.“ Götz spricht von 40 bis 60 Prozent weniger Kaugummis auf dem Boden. In der Landeshauptstadt Stuttgart hat die Mosbacher Firma ihre Behälter seit einigen Wochen auch am Flughafen hängen – bislang nur im Außenbereich, bald aber auch in den Terminals, berichtet Klaus Götz voller Stolz. Die Stuttgarter Messe wolle Anfang nächsten Jahres ebenfalls die „Kaugummifänger“ aufhängen und auch die Landeshauptstadt zeige daran Interesse. Es habe bereits Gespräche gegeben, die einfach anzubringenden Behälter auf der Königstraße zu installieren. „Aber die Genehmigung dafür dauert.“