Verkehr der Zukunft: Das Tiefbauamt hat am Dienstag in Weilimdorf die erste „Roadside Unit“ in Betrieb genommen. Porsche testet das System im Realbetrieb. Weitere Anlagen sollen folgen.

Stuttgart - Noch ein Handgriff – los geht’s: In Weilimdorf ist an der Ampel Ecke Motor-/Hemmingerstraße die erste „Roadside Unit“ Stuttgarts in Betrieb genommen worden. Der äußerlich unscheinbare Kasten hat es in sich: Er sorgt für die Digitalisierung der Verkehrstechnik – die technische Grundlage für das autonome Fahren. So fungieren die Geräte mit ihrem GPS-Empfänger und vier Funkantennen als Bindeglied zwischen Fahrzeug und Infrastruktur. In den Verkehrssystemen der Zukunft tauschen sich die letzteren beiden miteinander aus: Diese „Car2X-Kommunikation“ soll Fahrzeugen helfen, sich zu orientieren. Dafür braucht es ein entsprechend mit Sensoren und Kameras ausgestattetes Auto. Das funkt seine Position per WLAN an eine Roadside Unit, die wiederum sendet Daten zurück, informiert etwa über die Signalphasen der Ampel und die Topologie der Kreuzung, also deren Lage und Objekte im Raum.

 

Verkehr der Zukunft ist vernetzt

„Der Straßenverkehr wird in Zukunft vernetzt sein“, so Jochen Hutt, Abteilungsleiter Straßen und Verkehr im Tiefbauamt. Autos kommunizierten nicht nur mit Autos, wie das schon per Car2Car-Kommunikation möglich sei, sondern eben auch mit der Verkehrsinfrastruktur, um Informationen über Staus, Unfälle, Baustellen, Ampelschaltungen auszutauschen. Die Roadside Unit sei der erste wichtige Schritt zur digitalisierten Straße. „Installiert werden kann sie nur an Ampelanlagen der neuesten Generation“, betont er. In Weilimdorf hat das Tiefbauamt sieben Lichtsignalanlagen erneuert, an die Roadside Units installiert werden. Weitere sollen in den kommenden Monaten in Bad Cannstatt, Hofen, Zuffenhausen, Wangen, Hedelfingen und Obertürkheim folgen. Rund 830 Ampelanlagen habe die Stadt, so Hutt. „Unterstützt werden wir mit einer Million Euro vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur aus dem Förderprogramm ‚Digitalisierung kommunaler Verkehrssysteme‘.“ Eine weitere Million kommt aus dem Haushalt der Stadt Stuttgart.

Porsche mischt mit

Doch bei dem Projekt geht es nicht nur um autonomes Fahren. Mit den Roadside Units werde auch eine neue Art der Verkehrsbeeinflussung getestet, so Hutt. „Zunächst dienen sie als Testfeld für die Stadt selbst. Außerdem sollen sie an die SSB und Automobilhersteller Erkenntnisse aus der Praxis liefern.“ Für die Stadt ist etwa interessant, wie der Verkehrsfluss sinnvoll gesteuert werden kann. Weil die Fahrzeuge detektiert würden, könnten Ampeln auf Grün geschaltet werden, etwa wenn es sich um Rettungsfahrzeuge handele. „Bisher funktioniert das WLAN auf 500 Meter“, ergänzt Simon Rittig vom Tiefbauamt. „In der Testphase können wir sehen, ob das ausreicht.“

Derlei reale Felder zum Techniktest gebe es so bisher kaum jenseits Laborbedingungen, heißt es. Die Stadt arbeite daher unter anderem mit Porsche zusammen. Der Hersteller probiere entlang der Roadside Units „Car2X-Kommunikation“ im Alltag. „Wir haben schon Anfragen von anderen Autoherstellern wie Ford oder VW“, so Rittig. Ein langes Testfeld entstehe an der neuen Benzstraße am Neckarpark, da dort neun Units verbaut würden. Für die Units arbeite man unter anderem mit Bosch zusammen, für die Ampelanlagen mit vier verschiedenen Herstellern, darunter Siemens und Sila, um unabhängig zu sein. Das sei deutschlandweit einmalig.