Der erste Treppenhauslauf auf die Aussichtsplattform des Rottweiler Thyssenkrupp-Testturms lockt 700 Sportler an. Die Gewinner kommen aus der Region.

Rottweil - Eigentlich könnten sie gemütlich mit dem Aufzug auf die 232 Meter hohe Terrasse des Rottweiler Thyssenkrupp-Turms fahren. In 30 Sekunden wären Fabian Schmidt und Fabian Hahl auf der höchsten, öffentlichen Aussichtsplattform Deutschlands angekommen. Doch die beiden nehmen an diesem Sonntag lieber die 1390 Treppenstufen nach oben. Freiwillig. Beim ersten Treppenhauslauf im Rottweiler Aufzugtestturm bezwingen die Teilnehmer mit oder ohne Atemgerät den zylindrischen Betonturm. Sonst werden hier Aufzüge getestet, die etwa mit Magnetschwebetechnologie - also ohne Seile - funktionieren.

 

Schmidt und Hahl - beide von der Freiwilligen Feuerwehr in Korntal-Münchingen - sind die ersten Läufer, die sich ins Treppenhaus wagen werden. Es sind noch zwei Minuten bis zum Start. Die Männer helfen sich gegenseitig beim Anlegen ihrer Montur. Sie schließen ihre Pressluftatemgeräte an. Stülpen ihre Handschuhe über. Das Startsignal ertönt. Gemächlich joggen sie los. Im Treppenhaus ist lautes Keuchen zu hören. Die Atemgeräte zischen. Leicht sehen ihre Schritte bei der 100 Höhenmeter-Marke nicht mehr aus.

Favorit holt den Sieg – in knapp sieben Minuten

Etwa 700 Läufer rennen am Sonntag auf den Turm. Der Favorit Christian Riedl hat ihn in 6:56 Minuten - als schnellster - bezwungen. Seine Taktik: „Ich habe mich aufs Ziel fokussiert und die Schmerzen in den Beinen und das ziehen in der Lunge ignoriert.“

Riedl nimmt an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil. Dabei sammelt er Punkte für den Towerrunning Cup, ein Wertungssystem für wettkampforientierte Läufer, wie Mitorganisator Holger Wesseln sagt. In Deutschland gebe es jährlich rund 20 Wettkämpfe im Tower Running. Etwa den „Sky Run“ in Frankfurt. Dort geht es 1202 Stufen und 222 Höhenmeter auf den Messeturm hinauf. Treppenhausläufe seien extrem, sagt Wesseln: „Man schmeckt Blut im Mund und ist total ausgepowert.“

Und wie geht es Schmidt und Hahl? Nach 18 Minuten und 30 Sekunden ist das Team auf der Terrasse angekommen, die beiden genießen die Aussicht, die fast bist zu den Alpen reicht. Hochrot sind ihre Köpfe, verschwitzt die T-Shirts. „Der Lauf war hart“, sagt der 25-jährige Schmidt. „Noch mal will ich da heute nicht mehr hoch“, sagt er. Das muss er auch nicht. Runter geht es im Aufzug. Die Höfe und Felder werden größer. Es knackt in den Ohren. Nach 30 Sekunden Fahrt betreten die Feuerwehrmänner ausgepowert und zufrieden festen Boden.