Die Änderungen bei der KfW-Förderung schlugen bundesweit hohe Wellen. Gravierende Folgen hat das auch für die Stadt Korntal-Münchingen.

Zieht im Neubaugebiet Korntal-West in das städtische Gebäude mit Kita eine Demenz-WG ein? Oder wird am Ende womöglich alles anders als gedacht, zumal es bei der Planung bereits Änderungen gibt? Jedenfalls hatten sich die Korntal-Münchinger Gemeinderäte auf Antrag der Freien Wähler bis zur nächsten Sitzung am kommenden Donnerstag Bedenkzeit gegeben, als es um die Entscheidung ging. Auch hoffen sie darauf, dass bis dahin weitere Möglichkeiten zur Einsparung vorliegen.

 

Hintergrund ist, dass die Stadt weniger Zuschüsse erhält als erwartet. Stand jetzt muss sie für das Leuchtturmprojekt, das der Neubau werden soll – weil besonders nachhaltig und effizient –, etwa 10,8 Millionen Euro aufbringen. Bisher gingen Stadtverwaltung und Stadträte von gut acht Millionen Euro aus. Bereits im Dezember hatte die Stadtverwaltung verkündet, dass das gesamte Vorhaben fast doppelt so teuer wird, nämlich rund 15,6 Millionen Euro kosten wird. Jetzt werden es wohl beinahe 16,3 Millionen Euro inklusive Preissteigerungen, sollte der Siegerentwurf des Stuttgarter Architekturbüros Günter Hermann für den Neubau umgesetzt werden.

KfW-40-Standard zahlt sich nun nicht aus

Schuld am neuerlichen Preisschock ist vor allem die KfW-Förderung, die für die Stadt nun deutlich geringer ausfällt. Anfang des Jahres hatte der Bund überraschend das Förderprogramm für energiesparende Häuser gestoppt, ehe er das Programm im April neu auflegte – mit weniger Umfang, das Budget betrug noch eine Milliarde Euro. Die staatlichen Fördergelder der KfW waren rasch vollständig ausgeschöpft, weshalb das Programm ein paar Stunden später wieder gestoppt wurde. „Wir sind zum Glück reingekommen, haben aber noch keine Garantie für die Bewilligung“, berichtete der Erste Beigeordnete der Stadt, Alexander Noak.

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Er ärgert sich. Mit Blick auf die Klimaziele habe sich die Kommune bewusst für den höheren KfW-40-Standard entschieden. Was nun zum Bumerang und teurer werde. Obendrein habe sich immer die Frage gestellt, ob eine Kita überhaupt nach KfW-40-Standard gebaut werden solle, da dort ständig die Türen und Fenster auf- und zugehen würden.

Neubau als Leuchtturmprojekt in der Kritik

Die Hoffnung auf noch mehr Einsparmöglichkeiten dämpfte Alexander Noak. Dieter Keller, zuständig fürs zentrale Gebäudemanagement, betonte, da müsste man mit der Planung von vorn beginnen – und zwar sofort. Jedoch wolle die Stadt in Kürze den Bauantrag einreichen, Anfang November sei dann der Baustart vorgesehen.

Die Stadträte hatten darum gebeten, den Einbau der Erdkollektoren zu prüfen und die Kitaküche unter die Lupe zu nehmen. Geht es nach Anne-Hilde Föhl-Müller (Freie Wähler), wird der im Dezember gefasste Baubeschluss überdacht. Überhaupt müsste der Neubau ihrer Ansicht nach kein Leuchtturmprojekt werden, bei dem die Kitagruppen zudem mehr Platz bekämen, als er in anderen Einrichtungen vorhanden sei.

„Brutaler Zeitdruck“ bei der Kinderbetreuung

Um zu sparen, will die Stadt sieben statt sechs Kitagruppen unterbringen und aus den Wohnungen für Mitarbeiter geförderte Sozialmietwohnungen machen. Und je zwei Bewohner der Demenz-WG, die die Heidehof-Stiftung betreiben will, sollen sich ein Badezimmer teilen. Die Änderungen haben auch den Zeitplan beeinflusst.

Jörg Henschke, der Leiter des Sachgebiets Familie, Senioren und Soziales, wies darauf hin, dass man bereits acht Monate im Verzug sei. „Wir haben einen brutalen Zeitdruck“, sagte er und meinte damit: Die Kita muss jetzt unbedingt gebaut werden, denn im Neubaugebiet werden die Häuser rasch fertig – womit bald auch Familien einziehen, deren Kinder einen Betreuungsplatz brauchen. Die Kita öffnet nicht vor Juni oder Juli 2024.