Thaddäus Troll alias Hans Bayer arbeitete von 1941 bis 1945 als NS-Kriegsreporter. Darüber gesprochen hat er nie. Jetzt beschäftigt sich eine Ausstellung in Berlin mit der Vergangenheit des Stuttgarter Dichters.

Thaddäus Troll alias Hans Bayer arbeitete von 1941 bis 1945 als NS-Kriegsreporter. Darüber gesprochen hat er nie. Jetzt beschäftigt sich eine Ausstellung in Berlin mit der Vergangenheit des Stuttgarter Dichters.

 

Berlin - Er galt als schwäbischer „Dichterfürst“, Walter Jens nannte ihn einmal einen der „letzten großen Impressionisten deutscher Sprache“. Eine Ausstellung in Berlin geht jetzt der bisher weitgehend unbekannten Vergangenheit von Thaddäus Troll (1914-1980) als NS-Kriegsreporter nach.

„Er war kein großer Täter, aber er war ein Mitwisser, ein Mitläufer“, sagte Kuratorin Claudia Steur am Dienstag. Sie hat die Ausstellung für das NS-Dokumentationszentrum Topographie des Terrors zusammengetragen.

Troll gehörte unter seinem bürgerlichen Namen Hans Bayer von 1941 bis 1945 den Propagandakompanien der Wehrmacht an, er wurde Zeuge von Kriegs- und Gewaltverbrechen der Nazis, sagt Steur. Nach dem Krieg avancierte der Journalist unter dem Künstlernamen Thaddäus Troll zu einem renommierten Mundartdichter und Literaten, unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis geehrt. Seine  Vergangenheit als „Kriegsberichter“, so der offizielle NS-Ausdruck, hielt er bis zu seinem Freitod 1980 geheim.

"Thaddäus Troll hat sich nach dem Krieg neu erfunden"

„Thaddäus Troll hat sich nach dem Krieg neu erfunden“, sagte der Beiratsvorsitzende Prof. Peter Steinbach. „Er hat sich immer angepasst, er hat es sich bequem gemacht.“ Mit rund 200 Bildern, Dokumenten und Zeitungsausschnitten geht die Ausstellung den Weg nach. Fotos aus seinem Archiv belegen, dass Troll von standrechtlichen Erschießungen russischer Soldaten, von hungernden Kindern und Greueln gegenüber Juden gewusst haben muss.

Auch andere Journalisten schafften nach dem Krieg den Weg vom offiziellen Kriegsreporter zu einer Nachkriegskarriere, wie es im Ausstellungskatalog heißt. Prominente Beispiele sind „Stern“-Gründer Henri Nannen, Romanautor Lothar-Günther Buchheim („Das Boot“) und der frühere ZDF-Intendant Karl Holzamer.

Die insgesamt rund 15.000 „Kriegsberichter“ - Reporter, Fotografen, Radio- und Filmleute - waren laut Steur als Soldaten auf Hitler vereidigt. Aufgabe war, das Kriegsgeschehen gut gefiltert und geschönt an die Heimat zu übermitteln. „Das erste, was im Krieg auf der Strecke bleibt, ist die Wahrheit“, sagte Museumsdirektor Andreas Nachama auch mit Blick auf die heutige Krisenberichterstattung.

Zum 100. Geburtstag von Thaddäus Troll alias Hans Bayer war in diesem Frühjahr eine Biografie erschienen, in der Verfasser Jörg Bischoff ebenfalls von der Kriegstätigkeit berichtete. 1980 nahm sich Troll, unter schweren Depressionen leidend, mit 66 Jahren in Stuttgart das Leben. Seine Kuratorin meint: „Er ist an seiner Lebensgeschichte erstickt.“

Die Ausstellung "Hans Bayer - Kriegsberichter im Zweiten Weltkrieg" ist vom 13. August bis 16. November 2014 täglich von 10 bis 20 Uhr im Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" in Berlin-Kreuzberg zu sehen. Mehr Infos im Netz