Thailands designierter Monarch Maha Vajralongkorn lässt sich gerade in Bayern eine frisch gekaufte Villa am Starnberger See restaurieren. Das Anwesen befindet sich in illustrer, aber sehr diskreter Nachbarschaft.
Tutzing - „Thailändische Botschaft“ steht auf dem regenverwaschenen Zettel, der am Tor klebt. Doch den Zugang versperren ein Baulastwagen und zwei Dixie-Klos. Ganze Container sind voll mit Schutt, den sie gerade aus der neunzig Jahre alten Villa holen. Vorsintflutliche Heizkörper sind darunter, Rohre in rauer Menge, und genauso viele neue liegen zum Installieren bereit: Da wird ein herrschaftliches Haus grundsaniert; da will – wie man in Bayern sagt – ein „Geldiger“ einziehen.
Die Villa Stolberg liegt in Tutzing; vom Starnberger See und dem grandiosen Alpenpanorama dahinter trennen sie nur eine blickdichte Hainbuchenhecke und der Uferweg, auf dem sogar Normalsterbliche flanieren dürfen – eine Rarität in dieser von lauter „Geldigen“ privatisierten Ecke. Zwar trägt der hohe Fahnenmast auf dem Dach noch keine Farben, aber es ist sicher: Seit Sommer gehört die goldgelbe Villa Stolberg einem gewissen Maha Vajralongkorn; zu seinem 64. Geburtstag im Juli hat er sich das 1400-Quadratmeter-Palais gekauft und den Garten dazu, der etwa die Größe eines Fußballfelds hat.
Vajralongkorn war damals noch thailändischer Kronprinz; seit dem Tod seines Vaters Bhumipol – beziehungsweise Rama IX. – vor ein paar Tagen in Bangkok ist er designierter König über seine 68 Millionen Landsleute. Richtig König von Thailand will Vajralongkorn aber erst im nächsten Jahr werden, nach angemessener Trauerzeit, ließ er ausrichten.
Der ewige Thronfolger im Privat-Exil
Aber kann der Junge auch König? Sein Vater hat ihn schon vor 44 Jahren zum Kronprinzen ausgerufen, ihn dann aber konsequent vom Thron ferngehalten. Da blieb dem ausgebildeten Kampfflieger-Piloten nur die Flucht: in drei Ehen nacheinander, die alle geschieden wurden; in das Leben eines „kleinen Don Juan“, wie Mutter Sirikit mal feststellte; ins Glücksspiel, in Partys, ins Erdbeerpflücken.
Erdbeeren? In der Tat. Seit ein paar Jahren lebten der bunt tätowierte Maha Vajralongkorn, seine aktuelle Partnerin Suthida und Lieblingspudel Fufu am liebsten in München – tendenziell im Hotel Kempinsiki, wie Klatschreporter herausfanden. Und gerne fuhren sie nebst Hofstaat in Gartencenter und zum Ernten auf bayerische Erdbeerplantagen. Irgendwie musste die Zeit als ewiger Thronfolger ja vorbeigehen.
Bei Peter Maffay in der Nachbarschaft
In Tutzing selber hat man den prominenten Neubürger bisher nur mal in einem weißen Porsche, sonst aber kaum gesehen. Klar: die angeblich zehn bis zwölf Millionen Euro teure Villa ist ja für die milliardenschweren Verhältnisse eines thailändischen Monarchen noch nicht bewohnbar. Vielleicht hat Maha Vajralongkorn aber schon heimliche Besuche bei seinen Musiker-Nachbarn abgestattet, die alle in ähnlichen Palästen wohnen – nur ohne Namensschilder: Peter Maffay oder Leslie Mandoki von „Dschingis Khan“.
Auf jeden Fall glaubt man aus dem Fahnenmast auf dem Dach schließen zu dürfen, dass Maha Vajralongkorn auch künftig in Tutzing residieren wird: ob als richtiger König von Thailand oder als einer, der in letzter Minute, nach der erbetenen Trauerzeit, zugunsten seiner zuhause viel höher angesehenen Schwester verzichtet hat. Jedenfalls hätten die Bayern dann wieder mal so was wie einen „Kini“ am Starnberger See. Aber Achtung: Schräg gegenüber, am Ostufer, ist 1866 schon mal ein anderer seines Schlags ertrunken. Wie das zuging damals mit Ludwig II., darüber weiß man auch nach 150 Jahren noch nichts Genaues.