Inmitten der sich verschärfenden Corona-Krise haben die Menschen in den USA Thanksgiving gefeiert. Die Sorge, dass das Fest die Krise weiter anheizen wird, ist groß. Bereits am Vorabend wurde die höchste Zahl an Corona-Toten seit einem halben Jahr registriert.
New York - Inmitten der sich verschärfenden Corona-Krise haben die Menschen in den USA am Donnerstag Thanksgiving gefeiert. Zum ersten Mal hatte die Gesundheitsbehörde CDC den Bürgern dringend von den sonst üblichen Reisen quer durch die USA zu Familienangehörigen abgeraten, doch ließen sich Millionen US-Bürger davon nicht abhalten. Die Sorge, dass Thanksgiving die Verbreitung des Coronavirus weiter beschleunigen wird, ist groß. Bereits am Vorabend wurde die höchste Zahl an Corona-Toten in den USA seit einem halben Jahr registriert.
Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität starben 2439 Menschen binnen 24 Stunden an den Folgen einer Ansteckung mit Sars-CoV-2. Insgesamt seien bis Mittwochabend 262.080 Todesfälle verzeichnet worden, teilte die Universität mit. Die Infektionsfälle stiegen um fast 200.000 auf nun insgesamt mehr als 12,7 Millionen.
Flughäfen so voll wie lange nicht mehr
Thanksgiving ist der wichtigste Feiertag in den USA. Millionen Menschen reisen aus allen Teilen des Landes zu dem traditionellen Fest mit Familie und Freunden und gefülltem Truthahn mit Cranberry-Sauce an. Angesichts der eindringlichen Warnungen verzichteten viele in diesem Jahr auf Feiern im großen Kreis, doch ganz wollten sie sich diese nicht nehmen lassen. Schon am Wochenende waren die Flughäfen in vielen Metropolen so voll wie noch nie seit Beginn der Pandemie.
Eines war in diesem Jahr zugleich so bitter nötig wie schon lange nicht mehr: Die kostenlosen Essen bei den Lebensmittel-Tafeln und in den Obdachlosenheimen. Viele in der Warteschlange der Stadtmission von Los Angeles freuten sich über das Zeichen der Solidarität: „Eine heiße Mahlzeit wärmt auch das Herz“, sagte Samitha Antwi, während sie ihr abgepacktes Festmahl entgegennahm.
Verschärfung der Corona-Beschränkungen
Angesichts der alarmierend hohen Infektions- und Todesfälle verschärfen immer mehr US-Bundesstaaten und Metropolen ihre Corona-Beschränkungen. Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, hatte unter anderem angeordnet, dass in Gotteshäusern in Gebieten mit besonders hohem Risiko nicht mehr als zehn Menschen zugelassen sind - er hat dies allerdings inzwischen wieder zurückgenommen.
Ungeachtet dessen wies der Oberste Gerichtshof die Maßnahmen auf Antrag der Diözese von Brooklyn und zwei Synagogen am frühen Donnerstagmorgen zurück. Zur Begründung erklärten die Richter, sie verletzte die von der Verfassung garantierte Religionsfreiheit. Die Verfassung aber dürfe auch während einer Pandemie „nicht weggelegt und vergessen“ werden.
Die Entscheidung fiel mit fünf zu vier Stimmen. Dabei schlug sich die neue Verfassungsrichterin Amy Coney Barrett auf die Seite ihrer konservativen Kollegen. Gegen das Urteil stimmten die liberalen Richter Stephen Breyer, Sonia Sotomayor und Elena Kagan, unterstützt vom konservativen Vorsitzenden Richter John Roberts. Dieser argumentierte, es gebe keinen Grund, die Klage aufrechtzuerhalten, da Gouverneur Cuomo die Beschränkungen bereits wieder zurückgenommen habe.