Hier erfahren Sie, was Behörden und Verkehrsexperten empfehlen, um die Fahrtüchtigkeit nach dem Cannabis-Konsum zu gewährleisten.
Seit der Legalisierung von Cannabis am 1. April gibt es eine zentrale Frage: Wann nach dem Konsum ist man wieder fahrtüchtig? Der neue Grenzwert von 3,5 ng/ml THC im Blutserum soll Klarheit schaffen, wird jedoch von Experten immer noch kritisch betrachtet, da auch bei Konzentrationen unterhalb dieses Wertes die Fahrtüchtigkeit noch beeinträchtigt sein kann.
Können sich Autofahrer selbst testen?
Derzeit gibt es keine zuverlässigen Selbsttests, mit denen Autofahrer den aktuellen THC-Wert im Blut feststellen können. Die erhältlichen Tests für den Hausgebrauch sind meist Urintests, die lediglich Abbauprodukte des THC nachweisen. Diese Tests sind nicht geeignet, um die akute Fahrtüchtigkeit zu beurteilen, da sie keinen direkten Rückschluss auf die aktuelle THC-Konzentration im Blut zulassen.
Für eine exakte Messung ist eine Laboranalyse erforderlich, wie sie bei polizeilichen Bluttests durchgeführt wird. Solange keine zugänglichen und zuverlässigen Schnelltests auf dem Markt sind, bleibt es für Cannabiskonsumenten schwierig, den THC-Wert im Blut zu ermitteln. Bis dahin bleibt Eigenverantwortung der beste Schutz – und die Empfehlung, nach dem Konsum mindestens 24 Stunden lang auf das Autofahren zu verzichten.
ADAC-Test: Einschränkungen auch Stunden nach dem Konsum
Ein Test des ADAC und der Bild-Zeitung verdeutlicht die aktuelle Problematik. Drei gelegentliche Cannabiskonsumenten wurden auf einem geschlossenen Testgelände untersucht. Die Experten überprüften ihre Fahr- und kognitiven Fähigkeiten vor und nach dem Konsum – eine Stunde, vier Stunden und 20 Stunden später – sowie den THC-Gehalt im Blut. Die Ergebnisse zeigten signifikante Leistungseinbußen unmittelbar nach dem Konsum, wobei die THC-Konzentration zwischen sieben und zwölf ng/ml lag.
Selbst vier Stunden nach dem Konsum, als die THC-Werte bereits unter den neuen Grenzwert von 3,5 ng/ml gefallen waren, zeigte sich, dass die Fahrleistung und die kognitive Leistungsfähigkeit der Probanden weiterhin eingeschränkt blieben. Erst nach 20 Stunden waren die Testergebnisse wieder auf dem Niveau der Ausgangswerte. Daher rät der ADAC, mindestens 24 Stunden nach dem Konsum auf das Autofahren zu verzichten, da die genaue Wirkung des konsumierten Cannabis schwer einzuschätzen ist.
Das BMDV über Eigenverantwortung und THC-Schnelltests
Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) betont die Eigenverantwortung der Autofahrer. „Jeder Kraftfahrzeugführer hat vor Fahrtantritt sorgfältig zu prüfen, ob er den Anforderungen des Straßenverkehrs genügen kann“, teilte das Ministerium auf Anfrage mit. Dabei sollten Cannabiskonsumenten die cannabisbedingten Leistungseinbußen selbst wahrnehmen und einschätzen können, ob sie fahrtüchtig sind. Jedoch ist der Abbau von THC im Blut nicht linear, wie bei Alkohol, und regelmäßige Konsumenten könnten auch nach längerer Wartezeit noch hohe Werte aufweisen.
Das Ministerium empfiehlt eine Wartezeit von mindestens 12, besser 24 Stunden, um sicherzustellen, dass die Fahrtüchtigkeit nicht mehr eingeschränkt ist. Zudem wurde die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) beauftragt, den Einsatz von THC-Schnelltests, insbesondere für die polizeilichen Verkehrskontrollen, zu prüfen.
Fazit
Der neue Grenzwert von 3,5 ng/ml THC im Blutserum bietet eine Orientierung, jedoch zeigt der ADAC-Test, dass auch bei niedrigeren THC-Konzentrationen die Fahrsicherheit beeinträchtigt sein kann. Selbsttests sind aktuell keine verlässliche Option, um die Fahrtüchtigkeit zu prüfen. Die verantwortungsbewusste Entscheidung, ausreichend lange nach dem Konsum auf das Autofahren zu verzichten, bleibt daher unerlässlich. Experten empfehlen eine Wartezeit zwischen 12 und 24 Stunden.