Bei einem Angriff auf eine Zeitungsredaktion nahe Washington sind fünf Menschen getötet worden. Ein Verdächtiger wird festgenommen. Zuvor hatte er sich die Finger verstümmelt, um seine Identifizierung zu verhindern.

Annapolis - Nach einem Blutbad in einer Zeitungsredaktion im US-Staat Maryland mit fünf Toten sind am Freitag gegen den mutmaßlichen Schützen Ermittlungen wegen Mordes eingeleitet worden. Die Polizei hatte das Gebäude in Annapolis gestürmt und den mit einer Schrotflinte bewaffneten Verdächtigen am Donnerstag festgenommen. Laut Polizei ging der Angreifer gezielt vor und „suchte nach seinen Opfern“.

 

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen weißen Mann Ende 30. Jarrod Warren R. versuchte offenbar seine Identifizierung durch die Polizei zu verhindern, indem er sich die Finger verstümmelte, wie Ermittler bekanntgaben. Trotz der Aktion habe der Verdächtige aber dank einer Technologie zur Gesichtserkennung identifiziert werden können.

In Gerichtsakten wurde er nach seiner Festnahme als widerspenstig beschrieben. Ermittler erklärten, er verhalte sich nicht kooperativ. Sein Motiv blieb zunächst unklar. R. hatte die Zeitung 2012 wegen Diffamierung verklagt, ein Richter die Klage aber abgewiesen.

Einsatzkräfte extrem schnell vor Ort

Polizeisprecher Ryan Frashure sagte, Einsatzkräfte seien innerhalb von 60 Sekunden am Tatort gewesen und hätten den mutmaßlichen Schützen festgesetzt. Zu einem Schusswechsel sei es nicht gekommen. Zudem sei ein mutmaßlicher Sprengkörper im Gebäude der „Capital Gazette“ sichergestellt worden. Außerdem hatte der Mann laut Polizei Rauchgrananten dabei. Ermittler durchsuchten am Freitag das Wohngebäude in Laurel, in dem er lebte.

„Diese Person war darauf aus, reinzukommen und Leute zu erschießen“, sagte der Polizeichef des Bezirks Anne Arundel County, Bill Krampf, über den Verdächtigen. Bei den Toten handelt es sich um vier Journalisten und eine kaufmännische Mitarbeiterin. Zwei weitere Mitarbeiter wurden nach Angaben der Zeitung verletzt.

Der Redakteur Phil Davis, der für die „Capital Gazette“ aus dem Gerichtssaal und über Kriminalität berichtet, twitterte, nichts sei schockierender, als zu hören, wie mehrere Menschen angeschossen würden, während man sich unter seinem Schreibtisch verstecke und dann höre, dass der Bewaffnete nachlade.

US-Präsident bekundet sein Beileid über Sprecherin

„Ich bin ein Polizeireporter. Ich schreibe über diese Sachen - nicht unbedingt in diesem Ausmaß, aber über Schießereien und Tod, dauernd“, sagte er später in einem Interview auf der Online-Seite der Zeitung. „Aber so sehr ich auch versuche, zu beschreiben, wie traumatisierend es ist, sich unter dem Schreibtisch zu verstecken: Man weiß es nicht, bis man selbst da ist und sich hilflos fühlt.“

US-Präsident Donald Trump wurde über den Zwischenfall informiert. Eine Sprecherin des Weißen Hauses bekundete, Gedanken und Gebeten seien bei den Betroffenen. Wenig später äußerte sich Trump via Twitter selbst. Im Gebet denke er an die Opfer und deren Familien. Er bedankte sich bei allen Ersthelfern.

Über Monate hinweg hatte es zuletzt Verbalattacken von Trump und anderen Politikern auf die Medien gegeben, die von ihnen als „Fake News“ bezeichnet wurden. In einer Reaktion auf die Geschehnisse in Annapolis verschärfte die New Yorker Polizei die Sicherheitsvorkehrungen in Medienhäusern der Metropole. Im Weißen Haus sagte Regierungssprecherin Lindsay Walters: „Es gibt keinen Platz für Gewalt, und dabei bleiben wir. Gewalt wird in keiner Weise je toleriert, egal, gegen wen sie sich richtet.“