Mit The Legend of Zelda: Link’s Awakening erscheint die Neuauflage eines echten Klassikers für die Nintendo Switch. Kann das 26 Jahre alte Abenteuer mit seiner neuen Optik überzeugen? Wir haben das Spiel für euch getestet.

Digital Desk: Ann-Kathrin Schröppel (aks)

Stuttgart - Link ist zurück! Auf der Spielekonsole Nintendo Switch erlebt der Hylianer mit The Legend of Zelda: Link’s Awakening nach Breath of the Wild sein zweites Abenteuer. Doch so neu ist Link’s Awakening überhaupt nicht, genau genommen ist das Spiel bereits 26 Jahre alt und erschien 1993 erstmals auf dem Game Boy. Die Neuauflage des alten Game-Boy-Klassikers kommt nun mit komplett überarbeiteter, liebevoll gestalteter Grafik auf die Switch, verliert dabei aber nicht den Charme des Originalabenteuers. Die Macher nennen den Grafikstil Diorama, da die Perspektive von oben herab auf die Welt der Insel Cocolint an einen Schaukasten erinnert, in dem Modellfiguren und -landschaften zu sehen sind.

 

Spieleinhalt

In der einführenden Videosequenz zu Beginn von The Legend of Zelda: Link’s Awakening sieht man den Held Link in einem heftigen Sturm auf seinem kleinen Boot mit meterhohen Wellen kämpfen. Augenblicke später liegt der Held bewusstlos an einem Sandstrand, der Sturm hat ihn allen Anschein nach vom Boot gefegt und an das rettende Ufer gespült. Wieder etwas später findet sich Link in einem Bett in einem fremden Haus wieder, wo er mit einem Schreck aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit erwacht und gleich darauf die Bekanntschaft mit Marin macht, die ihn, ohnmächtig am Strand liegend, aufgelesen hat.

Lesen Sie hier: Fifa 20 im Test – Es lebe der Straßenfußball!

Nach dieser Einleitung darf der Spieler endlich Links Bewegungen steuern. Der Held erfährt, dass er sich auf einer Insel namens Cocolint befindet, über die der sogenannte Windfisch herrscht. Seine Aufgabe ist es, acht unterschiedliche Musikinstrumente aus den auf dem Eiland verstreuten Palästen zu suchen und an sich zu nehmen, um damit den Windfisch aus seinem tiefen Schlaf zu wecken. Nur auf diesem Weg wird der Hylianer den Weg zurück in seine Heimat finden.

Aus alt mach neu

Die Spielewelt, die Dungeons sowie die Bossgegner sind dieselben wie im Original, die Macher spendierten dem Remake jedoch trotzdem ein paar wenige neue Inhalte: Link kann nun insgesamt 20 Herzen erhalten, früher waren es nur 14. Auch die Muscheln, die auf der gesamten Insel verstreut sind, und die Link finden muss, um das Master-Schwert zu erhalten, sind zahlreicher geworden. Früher waren es lediglich 26, im Remake muss der Spieler nun 50 Muscheln suchen.

Der Fotoladen in der Game-Boy-Color-Version von Link’s Awakening wurde auf der Switch mit der Hütte des Kammermeisters Boris ersetzt. Hier kann der Spieler mit vielen unterschiedlichen Dungeon-Kammern eigene Labyrinthe bauen und diese anschließend erkunden. Boris stellt Link in seiner Hütte einige Aufgaben, beispielsweise die Kammerbausteine in Herzform anzuordnen oder einen Dungeon mit unterschiedlichen Treppenebenen zu erschaffen.

Altbekannte Minispiele, wie das Angelspiel, bei dem man jetzt Feengläser erhält, oder die Hütte mit dem Greifautomatenspiel, sind in der Neuauflage wie gewohnt mit dabei.

Stärken

Ein ganz großes Plus ist die Spielewelt, die Link durchwandert. Die schöne Gestaltung verleitet den Spieler zu ausgedehnten Erkundungstouren, am liebsten würde man gleich ganz Cocolint abklappern. Einige Wege sind anfangs noch blockiert, beispielsweise durch Felsbrocken oder auch mal durch ein schlafendes Walross. Mit jedem neuen Item steigert Link jedoch seine Fähigkeiten und schon bald steht einem die ganze Insel offen.

Daher rührt auch der Reiz von Link’s Awakening: Der Spieler wird vom Ehrgeiz gepackt, endlich das fehlende Item zu finden, um dann den bislang unzugänglichen Bereich erkunden zu können. So hat man während der Reise immer wieder kleine Erfolgserlebnisse.

Eine gelungene Abwechslung zur oberirdischen Welt sind die, ebenfalls aus dem Original bekannten, 2D-Dungeons, die oftmals als Verbindungsstück zwischen zwei Ebenen in den Boss-Dungeons dienen. Die 2D-Passagen erinnern stark an die bekannte Spielewelt der „Super Mario“- Reihe, beispielsweise sind die fleischfressenden Kletterpflanzen, die aus den Rohren steigen, ein markantes Element aus der Welt des italienischen Klempners.

Die kreative Komponente

Boris der Kammermeister bringt mit seinem Labyrinth-Editor eine ganz neue Dimension in die „The Legend of Zelda“-Spielreihe und überzeugt klar als neue Komponente des Remakes auf der Nintendo Switch. Der Kreativität sind beim Labyrinthbau so gut wie keine Grenzen gesetzt. Die Kammerbausteine können beliebig miteinander kombiniert werden, so entstehen ganz neue Boss-Dungeons.

Spielentscheidend sind die Quests, die Link von Boris dem Kammermeister erhält, nicht. Trotzdem lohnt sich ein Besuch in seiner Hütte, immerhin bekommt Link nach Abschluss verschiedener Aufhaben zwei Herzteile und eine Zaubermuschel. Sollte Link alle Labyrinth-Editor-Herausforderungen meistern, gibt es als Belohnung eine dritte Feen-Flasche.

Coming Home

Grundsätzlich fühlt es sich einfach schön an, 26 Jahre später wieder mit Link auf der Insel Cocolint unterwegs zu sein. Es ist ein bisschen wie nach Hause zu kommen. Die Erinnerungen an die ersten eigenen Videospielerfahrungen auf dem klobigen grauen „Game Boy“-Klotz kommen dem Spieler dabei wieder in den Sinn, der wehmütige Blick zurück lässt einen außerdem realisieren, welche Meilensteine die Videospieleindustrie in diesem Zeitraum geschaffen hat. Dabei fällt auf: Spielidee und Storyline von Link’s Awakening sind auch nach über 20 Jahren kein bisschen veraltet. Das Spiel macht einfach Spaß wie am ersten Tag.

Schwächen

Echte Hardcore-Gamer haben The Legend of Zelda: Link’s Awakening vermutlich recht schnell durchgespielt. Sobald man mehrere Tage hintereinander vor der Konsole sitzt, ist die Insel Cocolint weitgehend erkundet und alle Musikinstrumente befinden sich in Links Besitz. In unserem Test lag die Spielzeit bis zum letzten Gegner bei ungefähr 20 Stunden, geübte Spieler könnten das Abenteuer jedoch weit aus schneller durchlaufen.

Die Rätsel im Spiel sind mal leichter und mal schwerer, das Schwierigkeitsniveau ist aber generell eher niederschwellig, schließlich hat der Titel eine Altersempfehlung von sechs Jahren. Für manche Zocker kann da schon mal Langeweile aufkommen, da sie nicht richtig gefordert werden. Für andere könnten Links Aufgaben in den Dungeons teilweise zu knifflig werden, vor allem, wenn man das Spiel ohne Lösungshilfen spielt. Freunde der Videospielkunst wissen: Wenn man an einer Stelle im Spiel nicht weiter kommt, macht sich schnell Frust breit.

Legend of Zelda ohne Zelda

In diesem Teil der legendären Videospielreihe spielt jedoch eine, ansonsten in allen Teilen der Videospielreihe, äußerst wichtige Hauptperson ausnahmsweise überhaupt keine Rolle: Prinzessin Zelda wird in Link’s Awakening genau ein einziges Mal erwähnt. Am Anfang des Abenteuers sagt Link einmal ihren Namen, als er nach seinem Schiffbruch in Marins Haus erwacht und sie kurzzeitig mit der Prinzessin verwechselt. Da Zelda sonst in jedem Abenteuer des grüngekleideten Helden dabei ist, vermisst man sie im Spielgeschehen ein wenig.

Lesen Sie hier: „Pokémon Schwert und Schild“ im Test

Fazit

Für Spieler, die das Originalabenteuer vor Jahren schon auf dem Game Boy gezockt haben, bietet die Neuauflage keine Überraschungen und nur sehr wenig neue Elemente. Wer darauf jedoch keinen allzugroßen Wert legt, für den ist The Legend of Zelda: Link’s Awakening fasst schon ein Pflichtkauf. Genauso wie für die Spieler, die den Titel zum ersten Mal zocken.

Der Titel ist ab sechs Jahren freigegeben. Der Preis liegt bei 44 Euro.

Wertung

Grafik: 5 von 5

Spielspaß: 4 von 5

Atmosphäre: 5 von 5