Das Stuttgarter Entwicklerstudio Studio Seufz ist beim Deutschen Computerspielpreis ausgezeichnet worden. Das Spiel „The Longing“ erhielt den Nachwuchspreis für das beste Debüt.

Stuttgart - Große Auszeichnung für ein kleines Entwicklerstudio: Studio Seufz aus Stuttgart hat beim Deutschen Computerspielpreis (DCP) den Nachwuchspreis für das beste Debüt gewonnen. Mit ihrem Indie-Spiel „The Longing“ überzeugte das Team um Anselm Pyta, Benedikt Hummel und Stefan Michel die Jury und erhielt die Auszeichnung, die mit 40.000 Euro dotiert ist.

 

Erfolg braucht seine Zeit

„Wir sind ziemlich aus dem Häuschen, damit hat keiner gerechnet“, sagt Producer Stefan Michel am Tag nach der Preisverleihung. Auch Anselm Pyta, zusammen mit Benedikt Hummel Direktor des Studios, ist zufrieden: „Der DCP ist für uns der Hauptgewinn.“ In insgesamt drei Kategorien war „The Longing“ nominiert.

Vor fünf Jahren hat Pyta mit der Arbeit an dem Spiel begonnen, Anfang März wurde es über die Plattform Steam veröffentlicht. Doch schon davor waren die Stuttgarter aktiv. Hummel und Pyta kennen sich bereits seit ihrer gemeinsamen Zeit auf dem Hölderlingymnasium. Vor etwa zehn Jahren hatten sie mit „Lucky Tower“ ihren ersten viralen Hit als Entwickler. Während des Studiums an der Filmakademie Baden-Württemberg lernten sie Michel kennen und gründeten 2017 gemeinsam das Studio im Stuttgarter Osten. Nun folgte die erste große Auszeichnung. Der Weg zum Erfolg braucht seine Zeit, könnte man die Geschichte zusammenfassen – und besser könnte das zu ihrem Spiel „The Longing“ wohl auch nicht passen.

Denn in „The Longing“ geht es darum, Geduld zu haben, um Entschleunigung: 400 Tage – und zwar in Echtzeit – muss der Spieler in einer unterirdischen Höhle darauf warten, dass sein König erwacht und ihn bewachen. Die Spielfigur, ein „namenloser Schatten“, kann die Zeit bis dahin auf zwei Arten überbrücken: die Höhle erkunden und erforschen und dabei Dinge für sein Wohnzimmer sammeln – womit sich irgendwann auch die Zeit beschleunigen lässt. Oder man versucht, aus der Höhle auszubrechen und an die Oberfläche zu gelangen. Alternativ kann der Spieler auch einfach Nichts tun, in die Höhle starren und die Zeit ablaufen lassen. Fünf verschiedene Enden hat das Spiel, die mitunter auch tragisch sind und den Tod des Schattens beinhalten.

Ungewöhnliches Spiel überzeugt Kritiker

Mit seinem außergewöhnlichen Spielprinzip hat „The Longing“ nicht nur die DCP-Jury überzeugt, sondern auch Kritiker von der Washington Post, dem Spiegel oder Fachzeitschriften wie Gamestar. Das Indie-Spiel aus Stuttgart bekommt reichlich Schlagzeilen und viele positive Bewertungen auf der Plattform Steam. Genaue Verkaufszahlen habe man jedoch noch nicht. „Man muss mal sehen, wie sich der Preis in den Verkäufen widerspiegelt“, sagt Michel. Dennoch sei man schon jetzt, wenige Wochen nach dem Release, in der Gewinnzone, heißt es von Pyta.

Von den 40.000 Euro Siegprämie geht ein Drittel an den Publisher Application Systems Heidelberg. Die restlichen 28.000 Euro sind zweckgebunden für das nächste Projekt. Das soll, so Pyta, eine Fortsetzung werden: Lucky Tower 3.