Beim Auftritt von The Sons im Café Galao am Mittwochabend geht es drunter und drüber. Nach nur 50 Minuten ist konzessionsbedingt Schluss – und Reiner Bocka verspricht spontan einen zweiten Auftritt. Einfach, weil es so schön sein wird.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Bewohnern von Stuttgart-Süd, engagierten Konzertgängern und Marienplatz-Hipstern muss man von den Konzerten im Café Galao in der Tübinger Straße nicht mehr viel erzählen. Das Liveprogramm ist erstklassig kuratiert, die Atmosphäre stimmig, Speisen und Getränke vom Feinsten.

 

Sein Hin und Her mit dem Ordnungsamt hat Galao-Chef Reiner Bocka via Facebook öffentlich gemacht; zwischenzeitlich wich er auf das nahe Theater Rampe als Location aus.

Inzwischen hat Bocka die Live-Lizenz für Konzerte unter der Woche – allerdings nur bis 22 Uhr:

 


Wenn es dann, wie am Mittwochabend, ein bisschen drunter und drüber geht, kann die Zeit da schon mal knapp werden.

Das Duo für Samstag ist zu früh

The Sons sind an diesem Mittwochabend angekündigt, eine folkige Brit-Pop-Band aus Derby in Mittelengland. Gekommen sind aber, zunächst jedenfalls, Le-Tanh. Das Singer/Songwriter-Duo macht auch schöne Musik, deutsche Songs mit Gitarre und ganz zum Schluss auch Glockenspiel – war aber laut Galao-Programm für Samstag angekündigt. Kann passieren, haben sich halt (schuldlos, wie Reiner Bocka später erklärt) im Tag vertan – wollten aber trotzdem spielen. Und tun das dann auch, bis etwas nach 21 Uhr.

Was The Sons, die immerhin 17 Stunden direkte Anfahrt hinter sich hatten, nur noch ziemlich wenig Zeit lässt.

Eine prekär kleine Bühne

Als sie dran sind und die für fünf Leute geradezu prekär kleine Bühne unmittelbar von Le-Tanh übernehmen, tragen die Briten dieses Los mit dem ihnen eigenen Humor. Auch von den Rückkopplungen, die dem dynamisch zurückgenommenen Gig ein bisschen ungewolltes Rock’n’Roll-Gefühl gaben, lassen sie sich nicht beeindrucken. Sondern spielen entspannt die Songs, die in rund fünfzig Minuten eben passen.

Auf der liebevoll gestalteten, mithin etwas antiquiert wirkenden Website von The Sons kann man sich die Songs in allen möglichen Versionen anhören. Noch mehr Spaß macht die Band live. Das liegt nicht nur am Star-Trek-Oberteil von Bassist Lee Blades oder dem Mini-Oscar, der versteckt auf dem Gitarrenverstärker liegt; auch nicht an dem schelmischen Grinsen, das die übrigen Bandmitglieder gern zu den mehrstimmigen Refrains aufsetzen. Sondern schlicht an der Stimmung, die dieses Quintett vermittelt.

Pop von der Insel – und am Freitag gleich nochmal

The-Sons-Pop kommt, das hört man durch und durch, von der Insel. Das heißt: feine Melodien, weniger Melodram und mehr Coolness. Sie sind vielschichtiger, als sie anfangs scheinen. In diesen Liedern steckt richtig viel drin. Vorgetragen werden sie von angenehm unprätentiösen Typen. Man fragt sich, was aus dieser Band werden könnte, wenn sie mehr Attitüde und Selbstvertrauen vor sich her tragen würde. Es würde zu den Musikern wahrscheinlich nicht passen. Aber jeder würde sie hören.

Mit anderen Worten: Diese Band wird unterschätzt, jedenfalls ist sie in Deutschland bei weitem nicht bekannt genug. Und: Man sollte froh sein, dass man sie genau so zu sehen kriegt. Und wenn der Bass auch mal in der falschen Tonart schnarrt. Wer so etwas mit Charme und Selbstironie nimmt, macht es richtig.

Bis 22 Uhr ist arg kurz – also am Freitag nochmal

Bei ihrem ersten Stuttgart-Besuch anno 2009 haben The Sons im Keller Klub gastiert. Das war ein ganz anderer, viel lauterer Gig. Mit ihren aktuellen Songs passen sie hervorragend ins Galao. Und, das ist die wahrscheinlich beste Nachricht des charmant chaotischen Mittwochabends in Reiner Bockas Konzertlocation, The Sons kommen wieder. Und zwar nicht erst in vier Jahren, sondern schon diesen Freitag.

„Zugabe!“, schreit das Publikum. Aber es ist schon 22 Uhr. Was tun? Reiner Bocka lädt The Sons spontan für Freitag zu einem weiteren Konzert ein – nach dem vorgezogenen Samstags-Auftritt klafft im Programm ohnehin eine Lücke. „Ja!“, schreit das Publikum. Bei The Sons gehen die Daumen hoch und der Basser im Captain-Kirk-Outfit spreizt die Finger. Wir sehen uns am Freitag im Galao wieder. Und The Sons. Einfach nochmal, weil’s so schön sein wird.