Wenn zwei Frauen sich wegen einer Dritten streiten, kann die Vierte zur Mörderin werden. Das Theater im Bahnhof Rechberghausen hat das Stück „Salute die Damen“ inszeniert. Die Autorin Barbara Piazza ist mit der Umsetzung sehr zufrieden.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Rechberghausen - Auf den ersten Blick ist Gregor ein echter Glückspilz. Er hat in Brigitta eine Freitags- und Samstagsfrau, in Viola eine Sonntags- und Montagsfrau und in Asta eine coole, von ihm getrennt lebende Ehefrau, die Brigitta und Viola zwar gegeneinander aufhetzt, sich ansonsten aber mit den amourösen Eskapaden ihres Gatten abgefunden zu haben scheint. Die Ärztin (Andrea Glietsch) betreut und versorgt ihren Angetrauten zwar noch medizinisch, mehr aber auch nicht. Den drei Karrierefrauen kommt es – Betrug hin, Eifersucht her – offenkundig sogar entgegen, dass sie den liebestollen Gregor nicht permanent an den Hacken haben. Brigitta (Manuela Kinzel) und Viola (Irmentraut Barth-Kraus) einigen sich gar auf ein schiedlich- friedliches Man-Sharing, das dann aber doch nicht so ganz funktioniert.

 

So findet zwar eine Telefonkonferenz zu Gregors Geburtstag statt, der als Autor von Gebrauchsanweisungen und Romanen, mehr aber noch als überkandidelter Gigolo, von Martin Schmidt perfekt verkörpert wird. Aber es gibt eben auch Zoff, als der doppelte Liebhaber mit Lucie, die nur im Off eine Rolle spielt, ein drittes „Romanprojekt“ in Angriff nimmt, seine zwei bisherigen „Romanreihen“ aber fortsetzt. Aus Brigitta und Viola – so hübsch wie schlank, so rothaarig wie naiv – werden Rachengel, die (fast) alles tun, um Gregor ins Jenseits zu befördern. Doch keine will ihn wirklich töten, schon gar nicht, wenn sie nicht der anderen die Schuld in die Highheels schieben kann.

Entspannte Kurzweil statt tiefschürfender Moralpredigten

Das Boulevardstück „Salute die Damen“ von Barbara Piazza wartet aber noch mit wesentlich mehr unerwarteten Wendungen auf. Unter der Regie von Eddie Gromer steigert sich das bizarre Geschehen in der Aufführung des Theater im Bahnhof Rechberghausen zu einer doppeldeutigen Groteske: pfiffig inszeniert, aber dennoch klar gegliedert und schön anzuschauen. Wer tiefschürfende Moralpredigten oder ein kritisches Hinterfragen gesellschaftlicher Verwerfungen erwartet, wird enttäuscht, wer sich nach witzigen Dialogen und entspannter Kurzweil sehnt, sicherlich nicht.

Das schlichte Bühnenbild sorgt dafür, dass sich die Zuschauer auf das Wesentliche konzentrieren können. Und auch die ebenso schicken wie passenden Kostüme tragen ihren Teil zum Gelingen bei. Manchmal hakte es am Premierenwochenende zwar noch an den Laufwegen und an der Abstimmung sowie an der Text- und Sprachsicherheit der vier Mimen. Die eine oder andere Pointe traf deshalb nicht hundertprozentig ins Schwarze. Doch die Vorstellungen gefielen dem Publikum, wie der lang anhaltende Beifall am Ende zeigte.

Apropos Ende. Ohne zu viel zu verraten, der liebe Gregor stirbt natürlich einen grauenvollen Theatertod. Hat er die körperliche Anstrengung, wie ihm dringend geraten wurde, letztlich doch nicht vermieden? Hat ihn gar seine „defekte Natur“ um die Ecke gebracht? Oder war es vielleicht doch das eine Schlückchen Champagner zu viel? Brigitta und Viola verfallen in tiefe Trauer, während Asta die Situation trinkend zu analysieren versucht: Salute die Damen!

Noch acht Termine im Oktober

Das Theater im Bahnhof Rechberghausen präsentiert „Salute die Damen“ in diesem Monat noch achtmal. Vorstellungen gibt es am 9. und am 10., am 17. und am 18., am 23. und am 24. sowie am 30. und am 31. Oktober. Die Aufführungen beginnen freitags und samstags um 20 Uhr, am Sonntag, 18. Oktober, um 16 Uhr.

Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf bei Mode In (Hauptstraße 17, Rechberghausen) oder bei Optik Hasler (Spitalplatz, Göppingen). Reservierungen sind aber auch über die Homepage des Theaters im Bahnhof möglich.

Nachgefragt bei der Autorin Barbara Piazza

Zufrieden mit des Bruders Tun

Rechberghausen - - Sie hat Drehbücher für „Das Traumschiff“, die „Lindenstraße“ und etliche weitere Fernsehserien geschrieben. Barbara Piazza (geboren 1945) ist aber auch eine Theater- und Romanautorin. Die Premiere ihres Stücks „Salute die Damen“ im Theater im Bahnhof Rechberghausen hat sie sich angeschaut.
Frau Piazza, sind Sie mit der „süddeutschen Uraufführung“ ihres Stücks „Salute die Damen“ zufrieden.
Ja, sehr sogar. Die inselartige Anordnung der Schauplätze auf der Bühne war wirklich klasse. Die Akteure haben flott gespielt und die Gesellschaftssatire genau so umgesetzt, wie ich mir das immer gewünscht hatte. Wenn man als Autorin bei einer Aufführung richtig Spaß hat, ist das immer ein gutes Zeichen.
Sie stammen aus Eislingen, ihr Bruder Eddie Gromer ist Regisseur am Rechberghäuser Theater im Bahnhof. Warum mussten acht Jahre vergehen, bevor „Salute die Damen“ im Schwabenland gespielt wird?
Kleine Brüder hören selten auf das, was die große Schwester sagt (lacht). Ich habe Eddie das Stück zum Lesen gegeben, gleich nachdem es fertig war. Es war von vorneherein für kleinere Bühnen gedacht, kam bei ihm aber wohl zunächst nicht so gut an. Da mein Agent aus Hamburg stammt, wurde „Salute die Damen“ dann erst mal oben im Norden gespielt, inzwischen sogar auf plattdeutsch.
Dann hätte ihr Bruder ja eigentlich auf schwäbisch inszenieren können.
Das ist in diesem Fall ganz sicher schwierig. Der schwäbische Dialekt gibt so viel versteckte Bosheit gar nicht her (lacht). Das Stück würde deshalb bestimmt an Schärfe verlieren.
Eddie hat also alles richtig gemacht?
Ich bin mit meinem Bruder in der Regel zwar nie einer Meinung. Aber, um es auf gut schwäbisch zu sagen: Des hot er kenna, i ben echt z’frieda.