Die Theatermacherin Christine Bossert inszeniert im Club Kowalski das Stück „Romeo und Julia“ neu. Das wohl berühmteste Liebespaar der Weltliteratur lernt sich im Club kennen. Für den musikalischen Rahmen des Stücks ist Marius Lehnert zuständig.

Stuttgart - Christine Bossert ist zurückgekehrt und sagt etwas, das man nicht häufig hört in der Landeshauptstadt: „Überall, wo ich war, fehlten mir die Möglichkeiten, die Stuttgart bietet.“ Ziemlich schnell zog es die 42-Jährige nach dem Abitur aus ihrer Heimat weg – und trotzdem immer wieder zurück. Nach einem Jahr als Künstlerische Leiterin im Theaterhaus Tig7 in Mannheim, heißt es auch jetzt wieder Umzugskisten packen, zurück nach Stuttgart – und ab in den Club Kowalski.

 

Dort inszeniert sie derzeit das neue Stück ihres 2013 gegründeten Theaterlabels Wir.Jetzt. Bossert möchte Theater abseits der klassischen Bühne in öffentliche Räume bringen. Zuvor war sie mit ihren Stücken im Club Zollamt oder im Depot. „Romeo und Julia goes Clubbing“ ist vom Kulturamt der Stadt Stuttgart im Rahmen der Projektmittelvergabe „Kultur im Club“ gefördert worden. „Ich möchte zeigen, wie spannend Theater ist. Theater kann cool sein und Spaß machen“, sagt Bossert.

Romeo und Julia in der Gegenwart

Am Sonntag ist die erste von drei Vorstellungen. Das Stück ist als Fortsetzungsgeschichte konzipiert, die Teile können aber auch für sich stehen. Am ersten Abend lernen sich die beiden kennen, am zweiten liegt der Schwerpunkt auf ihrer Liebe, am dritten auf der Fehde.

Die Tragödie von Shakespeare ist bekannt, die Geschichte der unglücklichen Liebe zwischen Romeo und Julia ist eine der bekanntesten der Weltliteratur. Bossert hat den Stoff umgeschrieben und in die Gegenwart versetzt. Das Liebespaar trifft sich im dunklen Club, zwischen Tanzenden und lauter, elektronischer Musik. Die Sprache allerdings ist eine klassische geblieben. Das Stück dauert jeweils rund fünfzig Minuten, statt auf einer klassischen Bühne, fügt es sich in den üblichen Freitagabendbetrieb ein. Für den ist im Kowalski Marius Lehnert zuständig, ein Stuttgarter DJ, Booker und Produzent.

Es geht ohne Vorwarnung los

Ihm ist es auch zu verdanken, dass Bossert mit ihren Schauspielern ins Kowalski gekommen ist. „Ich bin gespannt wie unser Konzept aufgeht und wie das Publikum reagiert“, sagt Lehnert. Die Schauspieler werden erst starten, wenn die Party in vollem Gange ist und Lehnert auflegt – dann geht es ohne Vorwarnung los. Das Stück ist für Lehnert und Bossert auch ein Experiment. Und für die Schauspieler, die sich immer neu auf das jeweilige Publikum einstellen müssen.

Bossert ist froh wieder als freie Theatermacherin zu arbeiten, die Abwechslung zu haben zwischen ihrem Label und Engagements an anderen Theatern. „Die Freiberuflichkeit ist meine Liebe“, sagt sie. In Stuttgart würden ihr die Strukturen geboten, die sie dafür brauche: „Es gibt ein Miteinander, man tut sich zusammen. Ich anderen Städten habe ich mehr Konkurrenz gespürt.“ Auch wenn sie mit ihren Stücken unterwegs sein möchte, hat die Theatermacherin doch noch einen anderen Traum für die Zukunft: Ein Zuhause für ihr festes freies Team, in dem geplant, inszeniert und gefeiert werden kann. Bis dahin wird sie weiter die Stadt unsicher machen.

Vorstellungen: Das Stück wird am 2. Oktober, 11. November und 2. Dezember gezeigt. Einlass ist jeweils um 23.45 Uhr.