Das Theater am Faden lädt zu einem kleinen Festival mit klassischer indischer Musik und tradidionell indischem Puppentheater ein.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Stuttgart-Süd - Das kleine kosmopolitische Theater in Heslach bekommt mal wieder Besuch aus der Ferne: Am kommenden Wochenende, 23. und 24. Oktober, gastieren drei Musiker und am Samstag, 30. Oktober, ein Puppenspieler mit einem Musiker aus Indien in der Hasenstraße 32. Dieses Festival im Kofferformat verdankt sich den langjährigen Kontakten der Theaterchefin Helga Brehme zur indischen Künstlerszene.

 

Improvisierte Musik

Erst kürzlich war die 82-Jährige wieder in Rajasthan im Nordwesten Indiens zu Gast, um Kontakte zu pflegen und zu knüpfen, mehrere Ehrungen und Preise entgegenzunehmen, vor allem aber, um mit ihren Puppen selber Vorstellungen zu geben.

Nun also steht – wegen Visa-Problemen eine Woche später als geplant – der Gegenbesuch an. Am Samstag und Sonntag stehen vier Männer aus der Musiker-Dynastie der Familie Khan auf der Bühne: Ustad Patti Khan am Streichinstrument Sarangi, Arif Khan am Schlag- und Streichinstrument Santoor und Sharif Khan an den Tabla-Trommeln. Das muslimische Trio spielt klassische Ragas, eine traditionell indische Musik, die zwar klaren Regeln unterliegt – so gibt es etwa eine feststehenden Tonskala oder melodische Elemente und Spielvorschriften – zugleich aber den Musikern große Freiräume lässt: „Das ist eigentlich improvisierte Musik mit gewissen Grundregeln“, erläutert Helga Brehme. Dieses Bauprinzip erlaube das Festhalten an der Tradition bei gleichzeitiger Fortentwicklung. „Eine ziemlich komplizierte Sache!“

Himmlischer Ursprung

Auch das Theaterstück mit dem Puppenspieler Manoj Bhatt und dem Musiker Ravi Bhatt am Samstag, 30. Oktober, und weiteren Vorstellungen am 3. und am 7. November, fußt auf alter indischer Tradition. Zu deren Eigenheit gehört, dass die Puppen nicht sprechen. Brehme erklärt, weshalb: „Die Legende erzählt, dass die Puppen einen himmlischen Ursprung haben und für die Menschheit erschaffen wurden. Sie stehen über dem Menschen, weil ihr Wesen immer gleich und unveränderlich ist. Und der Mensch ist nicht befugt, Götter darzustellen.“ Doch die etwa zehn Einzelszenen des Puppenspiels erklärten sich von selbst ganz ohne Worte. Da ist beispielsweise der Schlangenbeschwörer, mit Flöte, eine Tänzerin im Taumel, eine Figur, die sich mal in einen Mann, mal in eine Frau verwandelt oder ein akrobatischer Reiter. Die Szenerien sind in einen Guckkasten gebettet, den Puppenspieler sieht man nicht. An der Rückwand sind vier Könige zu sehen, für die das Spiel eigentlich aufgeführt wird, erklärt Brehme. Der Zuschauer im Saal ist lediglich Zeuge des royalen Spektakels.

Theaterchefin Brehme bewundert die mehr 2000 Jahre alte Puppenspieltradition Indiens. Es ist nicht nur die Pracht der Puppengewänder und ihre Fremdartigkeit, „es ist auch das Magische, das den Puppen innewohnt“. Darin erkennt Brehme die Artverwandtschaft zum eigenen Puppenspiel. Karten für die Konzerte und Vorstellungen gibt es im Internet auf der Seite https://www.theateramfaden.de oder telefonisch unter der Nummer 07 11 / 60 48 50.