Der Chansonnier Tommy Mammel hat sich im Februar ein bisschen in das kleine Theater La Lune verliebt. Und weil das Theater Unterstützung braucht, zahlt er ein Jahr lang die Miete – und tritt dafür jeden Samstag mit einem anderen Gast dort in seinem musikalisch-literarischen Salon auf.

S-Ost - Zwei Abende im Februar haben das kleine Theater La Lune an der Haußmannstraße und seine Betreiberin Julianne Herzberg sozusagen gerettet. Damals trat der Chansonnier Tommy Mammel dort auf und verliebte sich ein kleines bisschen in das charmante Theater. Er merkte aber auch schnell, dass Herzberg „am Anschlag“ war. Die beiden sprachen miteinander blieben in Kontakt – und fanden einen Weg, wie sich sich gegenseitig helfen konnten. Herzberg suchte einen Unterstützer, Mammel ein „Etablissement“ – wie er es nennt – als dauerhaften Auftrittsort. Die Lösung: Mammel zahlt zunächst ein Jahr lang die Miete des Theaters, im Gegenzug darf er dort auftreten, so oft er will, was jetzt konkret jeden Samstag heißt. Am morgigen Samstag, 9. September, feiert dort sein musikalisch-literarischer Salon Premiere, in dem Mammel und Gäste aller Art das Publikum zwei Stunden lang unterhalten werden.

 

Aufgerieben zwischen Küche und Bühne

Zum Hintergrund: Julianna Herzberg hatte sich mit dem Theater La Lune in den vergangenen Jahren im Osten und darüber hinaus einen Namen gemacht. In dem Theater gab es nicht nur Kultur aller Art, sondern mittags auch einen kleinen Mittagstisch und abends immer passend zu den Vorstellungen ein kleines Gericht. Der gastronomische Teil war wichtig für die Finanzierung des Theaters. Nach vier Jahren hatte sie sich zwischen Küche und Bühne aufgerieben, sie konnte nicht mehr. Also beschloss der kleine Trägerverein einen Schnitt: Künftig sollte es weniger Essen, dafür mehr Theater geben. Und Julianna Herzberg sollte dann endlich wieder vor allem ihrer eigentlichen Leidenschaft, der Schauspielerei, nachgehen. Und dann trat Tommy Mammel auf.

Das Debutalbum des Singer/Songwriters, Pianisten, Chansonniers und Entertainers mit dem Titel „Songs für ein Leben in Color“ erschien im Jahr 1996. Seitdem tritt er regelmäßig auf deutschen und schweizerischen Kleinkunst- und Theaterbühnen auf, inzwischen hat er vier weitere Alben veröffentlicht. Sein Programm „Hier fließt der Neckar in die Seine“ wird den Rahmen für die Samstagabende im La Lune bilden.

Kleinkunst für jedes Alter

„Der Laden darf einfach nicht vor die Hunde gehen“, sagt Mammel, der den Stuttgarter Osten und seine Vielfalt aus seiner eigenen Kindheit kennt. „Der Osten ist anders als die anderen Stadtbezirke“, stellt er immer wieder dort fest. Um so mehr freut er sich, dass er jetzt genau dort seine „Homebase“ gefunden hat. „Ich spiele unheimlich gerne viel“, so der Chansonnier. „Deswegen hatte ich schon länger gesucht.“ Zum Zeitpunkt seines Auftritts im La Lune im Februar hatte er eigentlich schon eine kleine Spielstätte in Bad Cannstatt dafür gefunden, der Pachtvertrag war unterschriftsreif. Aber dann erhob ein Nachbar Einspruch, weil er fürchtete, die Musik könnte zu laut sein. „Jetzt bin ich froh, dass das nicht geklappt hat.“

In seinem musikalisch-literarischen Salon will er Kleinkunst für jedes Alter bieten, vor allem für die Altersgruppe von 45 bis 70 gibt es das seiner Meinung nach kaum. Mammel: „Ich will den Anspruch oben halten und trotzdem unterhalten.“ Gleich nachdem die Idee für den Jour fixe im La Lune entstanden war, hatte er Musiker, Autoren und andere Künstler angeschrieben und eingeladen, zusammen mit ihm jeweils einen Abend zu gestalten. Zum Auftakt am Samstag wird der Pianist, Liedermacher und Kabarettist Matthias Weiss zu Gast sein. Das Programm im La Lune, Haußmannstraße 212, beginnt um 20 Uhr, Einlass ist ab 19 Uhr. Der Eintritt kostet 15, ermäßigt 12 Euro. Karten können per E-Mail an theaterlalunestuttgart@gmail.com oder unter der Telefonnummer 0177- 2 38 28 88 reserviert werden.