Im Figurentheater von Veit Utz Bross geht der Betrieb nach 16 Monate langer Pause mit dem Stück „Der Schokoladenkuchen“ weiter – es ist ein Neustart am seidenen Faden. Wie läuft es im Gewölbekeller in Zeiten von Corona?

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Waiblingen - Mehr als ein halbes Jahrhundert Berufserfahrung hat Veit Utz Bross. Vor der Bühne des Theaters unterm Regenbogen in Waiblingen warten die Gäste nicht auf eine Premiere, sondern auf eine öffentliche Generalprobe – und trotzdem sagt der 72-Jährige: „Ich bin aufgeregt, weil wieder Publikum da ist.“ 16 lange Monate Schließung habe er durchgemacht, mit einer kurzen Unterbrechung im Oktober des vergangenen Jahres. Jetzt kehrt wieder Leben in das Puppentheater ein.

 

Man merkt Bross an: noch einmal will er eine so lange Zwangspause nicht erleben. Überall im Theater hängen Schilder mit den geltenden Hygieneregeln, beim Einlass wird der 3G-Status jedes Ankömmlings vom Chef persönlich kontrolliert. Kurz bevor die Aufführung losgeht, erinnert Bross die Gäste noch einmal an die Maskenpflicht. Das sei sehr wichtig – denn unter dem alten, stimmungsvollen Gewölbe, das zwei Stockwerke tief unter der Waiblinger Altstadt liegt, ist es eng. Einen Mindestabstand einzuhalten ist, zumindest bei gut besuchten Veranstaltungen, nur schwer möglich.

Die Marionetten haben Veit Utz Bross und sein Vater gebaut

Doch als Bross beginnt, den Figuren Leben einzuhauchen, ist das Corona-Drumherum rasch vergessen. Der erfahrene Puppenspieler lässt die Marionetten tanzen, schleichen und sogar miteinander kämpfen. Im Alleingang lässt er für eine Dreiviertelstunde eine Märchenwelt entstehen – vor dem Hintergrund des Bühnenbilds von Sibylle Bross und mit Figuren, die Veit Utz Bross und sein Vater Fritz Herbert hergestellt haben.

Das Stück „Der Schokoladenkuchen“ stammt aus der Feder des Autors Peter Kundmüller; es ist eine Fortsetzung von drei anderen Stücken. Dank dem Erzähler, einem klugen Fuchs, verstehen Besucher die Geschichte aber auch, ohne die ersten Teile gesehen zu haben. Es geht um den Bäckerjungen Peter, der gern eine Prinzessin heiraten möchte. Diese ist im Prinzip einverstanden – aber nur, wenn Peter lernt, den besten Schokoladenkuchen der Welt zu backen. Wie es ausgeht, sei hier nicht verraten.

Zur Feier des Tages gibt es Schokoladenkuchen

„Es ist nicht mein Ziel, mit meinem Puppenspiel die Welt zu retten“, sagt Bross. „Ich will den Menschen, die kommen, eine Freude machen.“ Als das Licht wieder angeht, nutzen Kinder wie Erwachsene – letztere bilden einen großen Teil des Publikums – die Chance, den Fuchs, den Bäcker Peter, den bösen, aber glücklicherweise extrem vergesslichen Zauberer und die anderen Figuren aus der Nähe anzusehen. Bross’ Anspannung ist verflogen. Nach der Aufführung wird ein bisschen gefeiert. Mit Sekt und – natürlich – mit Schokoladenkuchen.