Die Stadtverwaltung stellt die Weichen für künftige zweite Spielstätte der Freilichtspiele Schwäbisch Hall: Das hölzerne Globe Theater ist in die Jahre gekommen. Ein ganzjährig bespielbarer Neubau mit 400 Plätzen soll die Spielstätte ersetzen.

Schwäbisch Hall - Spätestens zur Theatersaison 2018 werden die Besucher der Freilichtspiele Hall in einer neuen Spielstätte auf dem Unterwöhrd Platz nehmen. Das ist so gut wie sicher. Noch leisten einige Fraktionen im Bau- und Planungsausschuss Widerstand. Sie können über den Beschlussantrag der Stadtverwaltung, dem Entwurf der städtischen Hochbauverwaltung für einen Neubau zu folgen, nicht sofort abstimmen und wollen sich noch beraten. Die Sozialdemokraten votieren für einen Bürgerentscheid. Den könnten auch die Grünen mittragen. Die haben sich darauf festgelegt, dass der im Jahr 2000 eröffnete hölzerne Theaterbau, der seinerzeit praktisch ehrenamtlich von Haller Architekten und Handwerkern errichtet worden war, ertüchtigt wird. Doch wer die Mehrheitsverhältnisse im Haller Rat und die Führungsstärke des Oberbürgermeisters kennt, weiß: Hermann-Josef Pelgrim (SDP) wird sich und seinen Neubau durchsetzen.

 

Der OB präsentierte den Entwurf eines befreundeten Planungsbüros

Im Mai vergangenen Jahres hatte das Stadtoberhaupt per Lokalpresse der Bürgerschaft ein Konzept vorgestellt, das er praktisch an den Hallern vorbei hatte erarbeiten lassen. Ein ganzjährig bespielbares Theater mit 400 Sitzplätzen, gebaut in Stil eines griechischen Odeion-Theaters, platziert unweit des hölzernen Globe-Theaters sollte es nach dem Willen des Oberbürgermeisters werden. Ein Entwurf mit Geschmäckle, stammt er doch vom Münsteraner Planungsbüro Hüls, dessen Inhaber Pelgrim seit Studienzeiten verbunden ist. 100 000 Euro hatte der Gemeinderat für die Planungen bewilligt. Doch die Vorgehensweise des Stadtoberhaupts provozierte heftigen Widerstand. Warum nicht das Alte ertüchtigen, fragten die Architekten des seinerzeit als Provisorium bewilligten Globe-Theaters. Warum keinen Architektenwettbewerb ausschreiben, fragten viele Bürger. Warum keinen Bürgerentscheid, fragte das Bürgerforum, das längst mehr direkte Mitsprache an wichtigen Entscheidungen fordert.

Zähneknirschend musste sich der Oberbürgermeister fügen. Architekten wurden aufgefordert, „Impulse“ für eine Ertüchtigung oder einen Neubau zu entwickeln. Nach öffentlichen Präsentationen und wortreichen Debatten liegen inzwischen vier Vorschläge auf dem Tisch, was auf der Kocherinsel stehen soll: einer für die Weiterentwicklung des Globe-Theaters mit angebauten Nebenräumen, erarbeitet von den Ur-Architekten, und drei Pläne für Neubauten. Unter ihnen findet sich auch der Hüls-Entwurf, der inzwischen vom städtischen Hochbauamt und damit auf Kosten der Haller Steuerzahler weiterentwickelt wurde. Die freien Architekten bekommen jeweils 5000 Euro Aufwandsentschädigung zugesprochen.

Auch die Architekten sprechen sich für den Neubau aus

Doch welcher Plan kommt den Zielvorgaben von Stadt und Freilichtspielen am nächsten? Diese Frage hat nun ein von der Verwaltung eingesetzter Fachbeirat den 18 Mitgliedern und rund 60 Zuhörern im Ausschuss beantwortet. „Heute machen sie den Sack zu“, war vor Sitzungsbeginn zu hören. Und so war das Votum der Architekten Ilse Lange-Tiedje (Stuttgart), Eckart Rosenberger (Fellbach) und Sebastian Zoeppritz (Stuttgart) für viele wenig überraschend: keine Investitionen in einen Altbau, der dennoch nicht den Anforderungen der Zeit entspricht, und ein Neubau nach den Plänen des Haller Hochbauamtsleiters Dieter Koch. Nur die Natursteinfassade des nun optisch sehr in Richtung Globe 2.0 weiterentwickelten Odeion-Entwurfs kritisierten die Experten.

Und sie gaben der Stadtverwaltung den Auftrag mit, sich schleunigst mit dem Denkmalschutz zu beraten. Es sei anzunehmen, dass die Experten angesichts des sensiblen Standorts vor der bekannten mittelalterlichen Stadtkulisse den Plan kritisch unter die Lupe nehmen würden. Wer freilich die Truppe im neuen Globe-Theater führen wird, ist noch offen. Denn die Stadt sucht nicht nur Ideen für einen (Neu-)bau, für den 5,2 Millionen Euro im Etat eingeplant sind. Die Stadt sucht auch einen neuen Intendanten. Ende dieses Jahres geht Christoph Biermeier. Am 2. März soll sein Nachfolger gewählt werden.