Mit einer „Erklärung der Vielen“ haben sich Kulturschaffende und Institutionen gegen Rechts positioniert. Jetzt beschäftigt der Umgang mit Populisten eine Konferenz von Theaterleuten in Thüringen - unter Anwendung auch ungewöhnlicher Methoden.

Jena/Weimar - Liebe und Demokratie machen rund 250 Theaterleute zum Thema bei der Jahreskonferenz der Dramaturgischen Gesellschaft in Jena und Weimar. „Beruflich können wir gar nicht anders, als uns mit Politik zu beschäftigen und uns für eine offene Gesellschaft einzusetzen“, sagte ihr Vorsitzender Harald Wolff der Deutschen Presse-Agentur. Der Verein zählt rund 750 Mitglieder - Autoren, Regisseure und andere Kulturschaffenden aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Die Konferenz beginnt an diesem Donnerstag.

 

„Vor dem Hintergrund massiver gesellschaftlicher Verschiebungen können wir den Kopf nicht in den Sand stecken“, betonte Wolff unter Verweis auf Rechtspopulismus in Deutschland und im Ausland. Diese Entwicklungen seien eine Gefahr für Freiheiten des Theaters und der Kunst allgemein. Unter dem Titel „Republik der Liebe - doing democracy“ gebe es entsprechende Workshops mit Empfehlungen zum Umgang mit rechten Äußerungen etwa bei Podiumsdiskussionen.

Gegen Verrohung und Kälte

„Es geht ja nicht darum, dass wir alle fürchterlich nett zueinander sind, sondern um einen zivilisierten Austausch“, stellte der Vereinschef fest. In eine ähnliche Kerbe schlägt das eingeladene „Ministerium für Mitgefühl“: Das Autorenkollektiv setzt sich gegen Verrohung der Sprache und soziale Kälte ein.

Eine Kissenschlacht zum Abschluss der Konferenz soll laut Wolff Gelegenheit bieten, „sich politische Überzeugungen gegenseitig um die Ohren zu hauen“. Teilnehmern werden dafür Kissen bereitgestellt, auf denen sie mit Stiften ihre politischen Forderungen festhalten können.

Große Bandbreite

Das Spektrum der Konferenz zeigt sich bei der Auswahl der Gastredner: Während die feministische Rapperin Sookee am Donnerstagabend über Liebe als Kampfbegriff spricht, hält der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) am Samstag die Eröffnungsrede bei einem Symposium über „Internationale Perspektiven zur Zukunft demokratischer Verfassungen“.

Lammerts Auftritt gehört wie einige andere Konferenzpunkte zur „Woche der Demokratie“. Mit dem zehntägigen Festival unter Federführung des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT) wird in der Klassiker-Stadt an die dort vor 100 Jahren erarbeitete Reichsverfassung erinnert.