Im, am und rund um den Fluss gibt es viel zu tun. Heute erzählt die Serviceleiterin Elke Bock von ihrem Beruf.

Bad Cannstatt - Es gibt zwei Dinge, die Elke Bock ganz besonders liebt: Schiffe und Wasser. Beides gibt es in Stuttgart nicht unbedingt im Überfluss, in Bad Cannstatt aber sehr wohl. Bewusst hat sich die 42-Jährige deshalb vor sieben Jahren für eine Wohnung in der Seilerstraße entschieden – nicht weit vom Neckar entfernt und an dem Ort, wo früher einmal die Seile für die Schiffe geknüpft wurden.

 

Wenige Jahre später entdeckte Elke Bock dann auch noch den perfekten Arbeitsplatz. Die gebürtige Feuerbacherin ist Serviceleiterin auf dem Theaterschiff. Seit ziemlich genau vier Jahren ankert der alte Frachter am Neckarufer in Bad Cannstatt. Ursprünglich hatte Cordula Polster, die Geschäftsführerin des Theaterschiffs, die Idee, einen Bus zur Theaterbühne umzubauen. Doch die Hürden des TÜVs waren zu hoch – und so entschied sie sich für ein altes Frachtschiff.

Cordula Polster schaute sich verschiedene Schiffe an, schließlich machte sie der Hafenmeister von Heilbronn auf die Frauenlob aufmerksam. Der im Jahr 1930 gebaute Frachter hatte jahrelang Futtermittel auf dem Neckar transportiert. Fast ein Jahr lang dauerte der aufwendige Umbau, dann verwandelte sich die Frauenlob in Stuttgarts einziges Theaterschiff. Von Mittwoch bis Freitag gibt es im großen Saal im Innern des Schiffes Theatervorstellungen zu sehen. Rund 160 Zuschauer haben dort Platz. Die Stücke wechseln alle zwei Monate. Es gibt kein festes Ensemble, die Schiffsbetreiber arbeiten mit verschiedenen Theatergruppen zusammen.

Die Frauenlob ist kein Sommerbetrieb

Am Dienstagabend wird dem Publikum in der Schiffbar Kleinkunst geboten, dabei können die Besucher essen und trinken. Neben dem Theaterprogramm gibt es aber auch einen normalen Gastronomiebetrieb. Bei gutem Wetter können die Gäste auf dem Oberdeck die Sonne genießen. Das Schiff kann außerdem für Hochzeiten, Geburtstage und andere Feiern gemietet werden. Und das Besondere: „Seit einem halben Jahr dürfen wir auch Trauungen durchführen“, sagt Elke Bock.

Was viele nicht wissen: die Frauenlob ist kein Sommerbetrieb. Das Theaterschiff hat ganzjährig geöffnet, und für Schiffsliebhaberin Elke Bock besitzt der alte Kahn zu jeder Jahreszeit seinen besonderen Charme. Im Sommer, wenn die kleinen Sportjachten an dem großen Frachter vorbeischippern, oder im Winter, wenn es im Innern des Schiffes kuschelig warm ist und man durch die Bullaugen aufs Wasser schaut. „Mit viel Fantasie könnte man meinen, man sei in Paris“, schwärmt Elke Bock.

Es war purer Zufall, dass die 42-Jährige vor rund vier Jahren quasi über diesen Job stolperte. Die Frauenlob hatte erst kurz zuvor am Ufer gegenüber der Altstadt von Bad Cannstatt angelegt. Elke Bock war als Gast auf dem Schiff und kam mit den Betreibern ins Gespräch. Sie erfuhr, dass das Theaterschiff noch zusätzliches Personal suchte. Seither hat Elke Bock ihren Traumjob. Nicht nur, weil sie direkt am Wasser und auf einem Schiff arbeitet, sondern auch weil sie so ihre beiden doch recht unterschiedlichen Berufe an einem Arbeitsplatz vereinen kann. Die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin stammt aus einer Gastronomenfamilie. Doch nach einigen Jahren im Gastronomie- und Hotelgewerbe entschied sie, neue berufliche Wege zu gehen. Sie studierte Grafikdesign.

Elke Bock ist von ihrem schwimmenden Arbeitsplatz begeistert

Auf der Frauenlob kann sie nun beide Berufe optimal miteinander kombinieren: Sie ist nicht nur eine der Leiterinnen im Servicebereich, sondern entwirft gleichzeitig auch die Flugblätter für das Schiff. Die Arbeit auf der Frauenlob sei ihr Hobby, sagt die selbstständige Grafikdesignerin, die neben dem Theaterschiff auch für andere Auftraggeber arbeitet.

Elke Bock ist von ihrem schwimmenden Arbeitsplatz begeistert, und damit ist sie auf dem Theaterschiff nicht allein. „Die meisten arbeiten hier, weil sie an dem Schiff hängen“, sagt die 42-Jährige.

Doch so schön die Arbeit auf dem Schiff auch ist, eins dürfen die Mitarbeiter auf keinen Fall sein: seekrank. Das Theaterschiff fährt zwar nicht auf dem Neckar, sondern liegt immer an der gleichen Stelle am Ufer in Bad Cannstatt. Trotzdem haben Elke Bock und ihre Kollegen bei der Arbeit niemals festen Boden unter Füßen. Wenn flussaufwärts die Schleuse geöffnet wird oder kleine Motorboote vorbeifahren, gerät das alte Frachtschiff ganz schön ins schaukeln. Das verträgt nicht jeder.