Die Premiere von Neil Simons Komödie “Sonny Boys“ auf dem Theaterschiff erhält viel Beifall.

Bad Cannstatt - Pünktlich zum Nikolausabend bescherte der Regisseur Markus Streubel den Premierengästen auf dem Stuttgarter Theaterschiff seine Akteure Peter Kempkes und Momme Mommsen als legendäres Bühnenpaar Willie Clark und Al Lewis, die älter gewordenen „Kings of Comedy“ in Neil Simons Komödie „Sonny Boys“.

 

Kempkes und Mommsen brachten das Kunststück fertig, sich als Willie und Al so anschaulich und witzig zu bekriegen, dass ihre Duelle der reinste Spaß waren. Aber ihr Schlagabtausch ließ doch immer klar, dass das dargestellte Komikerpaar sich weiterhin mehr mochte, als sie selber zugaben und dass folglich der chaotische Kleinkrieg die beiden letztlich im Heim für ehemalige Schauspieler in New Jersey wieder zusammenführen würde. 40 Jahre lang hatten Al und Willie mit ihren Sketchen ein Millionenpublikum zum Lachen gebracht.

Sketch fürs Fernsehen

In dieser Zeit veränderte sich die Comedywelt, ihre Witze aber nicht. Sie fragten noch immer, wer in der Mitte geht, wenn zwei Irre die Straße überqueren. Deshalb wollte sich Al vor acht Jahren zur Ruhe setzen. Das verzieh ihm Willie nie, weil er so den Partner und seine Lebensfreude verlor, verlotterte und sich mit Werbespots und der Hilfe seiner Nichte Nancy mühsam über Wasser halten musste. Jetzt versucht Nancy, für einen Fernsehbeitrag die beiden mit ihrem historischen „Doktorsketch“ wieder zusammenzubringen.

Mit Eselsgeduld und diplomatischem Geschick wird Birte Flint als Willies Nichte zum Motor des ganzen Geschehens. Es gelingt ihr, den grantigen Onkel und den empfindlichen Al zusammen zu bringen, so dass sie sich wenigstens miteinander streiten können. Schließlich ringt sie den Streithähnen sogar die Zustimmung zu dem 10 000 Dollar-Magic-Moments-Projekt ab. Damit läuft das Theaterstück auf seinen dramatischen Höhepunkt im „Fernsehstudio“ zu. Dort spielen die Stuttgarter Schauspieler (auf dem Theaterschiff) die amerikanischen Komödianten (im New Yorker Studio), welche wiederum (in ihrem historischen Sketch) sich als „Doktor“ und „Steuerfahnder/Patient“ gegenseitig „untersuchen“.

Vergnügliche Winterabende

Dieses dreibödige Gerangel machte mächtig Spaß, weil es plötzlich ungeheuer wichtig wurde, ob der Doktor „Ja bitte“ oder „Herein“ sagen darf und weil Ronja Schweikert als sexy Arzthelferin auch noch kurzbekittelt dazwischen herumhüpfen durfte, bis sich Willy dermaßen über Als Fingerstupserei aufregte, dass er mit seinem Herzanfall einen „echten“ Doktor brauchte. Als Krankenschwester mit Migrationshintergrund beweist Schweikert (in ihrer vierten Rolle) ihre vielseitige Einsatzbereitschaft und einen nüchternen Realitätssinn in dieser höchst amüsanten Comedywelt, mit der sich das Theaterschiff wieder einmal für vergnügliche Winterabende empfiehlt .