Das Jubiläumsstück zur Feier von 50 Jahre Filderstadt wird mit aller Kraft vorbereitet: Die Uraufführung dieser Bürgerproduktion des Theater Lindenhofs ist am 11. Juli. Erste Einblicke gab es bei einem Probenabend in der Filharmonie.

Lokales: Armin Friedl (dl)

In einer Stadt mit dem Namen Behasibopl möchte vermutlich niemand leben. Dann schon lieber Filderstadt, auch wenn die Einigung auf diesen Namen bei der Stadtgründung vor 50 Jahren vielen schwerfiel. Allerdings feiert der durchaus merkwürdig klingende Name Behasibopl nun seine Wiederauferstehung als Titel eines Theaterstücks, das vom Melchinger Theater Lindenhof gerade gemeinsam mit Bürgern von Filderstadt entwickelt wird. Der Anlass ist eben die Gründung der Stadt Filderstadt vor 50 Jahren, als die Landesregierung auf größere Verwaltungseinheiten pochte. Und so wurde damals aus Bernhausen, Harthausen, Sielmingen, Bonlanden und Plattenhardt – zusammengekürzt und korrekt geschrieben als BeHaSiBoPl – eben Filderstadt als zweitgrößte Stadt im Landkreis Esslingen vor Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern – auch diese beiden das Resultat der behördlichen Flurbereinigung vor 50 Jahren.

 

Ein Probenabend in der Filharmonie

Fast so holprig wie einst die Gründung war auch jetzt ein erster gemeinsamer Probenabend des Bürgertheaters in der Filharmonie. Denn die Lindenhöfler, sehr erfahren in Theaterstücken zu Stadtjubiläen, machen gerne Stationentheater: Viele Orte in der Stadt werden bespielt, verschiedene Aspekte aus der Vergangenheit und der Gegenwart, möglichst an historisch bedeutsamen Orten, werden präsentiert. Mitmachen können und sollen da möglichst viele aus der Bevölkerung, möglichst aus allen Schichten. Im Falle Filderstadt können das gut 200 Beteiligte sein, die sich für die verschiedensten Spielszenen begeistern können, Neuzugänge sind nach wie vor willkommen. Denn bis zur Premiere am 11. Juli ist es noch eine Weile hin.

Flüchtlinge, Politiker und Bändertänze

Und das erste Kennenlernen zeigt: Der Entwicklungsstand der Proben bei den einzelnen Gruppen ist unterschiedlich weit gediehen. Ganz vorne ist da eine Schülergruppe, die in einer fein abgestimmten Sprachchoreografie die Positionen der Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs einnehmen, die nach ihrer Flucht aus ihrer Heimat hier auf den Fildern mehr oder weniger gezwungenermaßen eine neue Heimat finden. Einzelne Sätze, oft nur Satzteile, werfen sie sich gegenseitig wie Spielbälle zu. So entsteht einerseits ein geschlossenes Bild, das zugleich auch all die Widersprüche aufzeigt, die mit diesem Bevölkerungsschub einher gegangen sind.

Das Schwäbische wird gepflegt

Weit gediehen ist auch die Bürgermeisterrunde, also die Versammlung jener, die damals den Zusammenschluss zu beschließen hatten, obwohl sie eigentlich der Überzeugung waren, dass sie die Herausforderungen der Zukunft auch jeweils für sich in ihren Ortschaften meistern können. Da sind natürlich Schwaben gefragt, die den Zungenschlag beherrschen, damit die verbalen Spitzen auch optimal wirken. Hier enthüllen manche Mitspieler auch ihre verborgenen Talente: In dem Zusammenhang hat sich schon manche kabarettistische Pretiose eingefunden im Probenprozess.

Ein Stationentheater rund um die Filharmonie

Noch ziemlich viel Grundsätzliches gilt es bei der Bändertanzgruppe zu proben. Ob der Schreittanz nun links- oder rechtsrum oder gegenläufig ablaufen soll, da herrscht noch Klärungsbedarf. Bis die Bänder einmal flattern werden, sind noch einige Proben notwendig. Generell hatte die Regisseurin Claudia Rüll Calame-Rosset an diesem Abend sehr viel zu tun: Die Abläufe koordinieren, die Zusammenhänge erläutern und die Lücken zwischen den Einzelszenen wollten auch noch gefüllt werden mit Inhalt.

Gespielt wird übrigens in und um die Filharmonie herum: Die Musikschule Filum bespielt das Gelände vor der Realschule. Auch der historische Ort der einstigen Krauthalle, das Vorgängergebäude der Filharmonie, wird zumindest spielerisch wieder zum Leben erweckt. Denn natürlich ist das Fildergebiet ohne Kraut als allgegenwärtige Nutz- und Kulturpflanze nicht denkbar. Und der Flughafen gehört als Streitobjekt genauso dazu. Viel Musik wird dazu erklingen, auch Tanz gibt es in den verschiedensten Formen. Gesucht werden auch noch eine Lady im Pelz und mehrere Windhunde – ein realer Rolls Royce sowie ein Porsche könnten das bunte Geschehen noch bereichern. Und der Pietismus soll natürlich auch eine Rolle spielen.

Stationentheater zum Jubiläum

Termine und Preise
Die Uraufführung ist am 11. Juli um 20 Uhr. Die weiteren Aufführungen sind am 12., 13., 18. und 19. Juli jeweils um 20 Uhr, am 20. Juli um 18 Uhr. Eine öffentliche Probe findet statt am 9. Juli um 20 Uhr. Die Karten kosten je 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, der Vorverkauf beginnt am 5. Mai

Drinnen und draußen
Die Aufführung dauert etwa zwei Stunden. Da sowohl drinnen als auch draußen gespielt wird, finden die Aufführungen auch bei kühlem Wetter oder leichtem Regen statt. Das Publikum sollte sich darauf einstellen, allerdings auf Schirme verzichten. Die Zugänge sind eingeschränkt barrierefrei.

Das Theater
Das Theater Lindenhof mit Sitz in Melchingen auf der schwäbischen Alb ist seit drei Jahrzehnten ein gefragter Kulturpartner der Stadt Filderstadt. Regelmäßig gastiert das Theater Lindenhof mit aktuellen Schauspielproduktionen in der Stadt, ist aber als Regionaltheater auch in vielen anderen Städten und Gemeinden im Umland unterwegs. Jedes Jahr finden im Sommer vergleichbare Theaterspaziergänge statt wie jetzt in Filderstadt, Jubiläen vor Ort sind dafür ein willkommener Anlass.