Tiger, Erdmännchen und Seelöwen: In der Wilhelma hat sich am Sonntag alles rund ums Thema Raubtiere gedreht.

Stuttgart - Souverän sortiert Greta Cibis die Miniaturtiere auf dem Tisch: den Jaguar neben den Tiger, den Hund neben den Wolf. Die Ausgangsfrage, welche der kleinen Tiere zur Gruppe der Raubtiere gehören, führt aber auch zu Irritationen. Das Krokodil sortiert die siebenjährige Leonbergerin aus, genauso Hai und Geier. Dann hält sie den Panda in der Hand. Raubtier oder nicht?

 

Beim Thementag „Raubtiere“ in der Reihe der Wilden Wochenenden hat sich am Sonntag in der Wilhelma alles um deren Anatomie, Lebensweise, Verbreitung und Systematik gedreht. Simone Schmidt, freie Mitarbeiterin der Wilhelma und Zoopädagogin, zeigt den kleinen Besuchern der Wilhelmaschule, woran Raubtiere zu erkennen sind. Sie deutet auf die Schädel, die auf dem Tisch liegen. „Raubtiere sind Säugetiere, haben ein Fell und sind an ihren Zähnen erkennbar“, sagt sie. Sechs Schneidezähne können gezählt werden, auch die Fangzähne sind ein Indiz für die Zuordnung. Gleichzeitig seien viele der Raubtiere in ihren Lebensweisen und Habitaten aber völlig unterschiedlich – Schneeleoparden, Erdmännchen und Seelöwen etwa gehören allesamt zu Vertretern der Ordnung.

Menschenaffen, Singvögel, Nashörner

Wer allerdings denkt, dass alle Raubtiere Fleischfresser sind, irrt. Der Panda in Gretas Hand ist durchaus ein Raubtier, auch wenn man es dem possierlichen Tierchen, das sich zu 99 Prozent von Bambus ernährt, nicht ansieht. Und auch, wenn der wissenschaftliche Name darauf schließen lässt. Der nämlich setzt sich zusammen aus den lateinischen Begriffen caro, carnis (Fleisch) und vorare (verschlingen): Carnivora. „Der Panda ist irgendwann aus Versehen Vegetarier geworden“, sagt Ewa Paliocha, Mitarbeiterin der Wilhelmaschule, lachend. Und das ist nicht das Letzte, was Greta an diesem Sonntag in der Wilhelma lernen wird.

Die Wilden Wochenenden bieten noch bis in den Herbst hinein Mitmachangebote für Kinder und Erwachsene zu verschiedenen Themengebieten. Nach den Raubtieren widmet sich die Wilhelmaschule nahe der Geiervoliere unter anderem den Menschenaffen, Singvögeln, Wild- und Honigbienen sowie der fünf verschiedenen Nashornarten.

Raubtierkot im Eimer

Die Nachmittage sind beliebt, die Raubtiere an diesem besonders. „Sie üben eine Faszination auf die Kinder aus“, sagt Simone Schmidt. Manche der kleinen Besucher waren zuvor schon bei den echten Raubtieren. Sie haben den Asiatischen Löwen durch sein Gehege streifen und die alte Dame Dumai, eine 19-jährige Sumatra-Tigerin, in einer kühlen Ecke dösen sehen – alles aus sicherer Entfernung. In der Wilhelmaschule dürfen die Kinder ganz nah ran. Sie dürfen ihre Hände über Leopardenfell gleiten lassen und ihre Finger gefahrlos zwischen die einst scharfen Zähne des Löwenschädels stecken. Mutige öffnen den Eimer, der sicherheitshalber vor der Tür der Wilhelmaschule abgestellt worden ist – darin befindet sich echter Raubtierkot.

Dass sie in ihrem Alltag ebenfalls mal mehr, mal weniger nah an Raubtieren dran sind, erfahren die Besucher an weiteren Infoständen. Mit Füchsen, Fischottern, und Mardern gibt es auch in heimischen Gefilden etliche zu entdecken.

Oft ist Echtpelz billiger als künstlicher

Die Wilhelmaschule will den Kindern nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch das Bewusstsein für bedrohte Tierarten schärfen und auf Missstände hinweisen. So ist einer der Punkte an diesem Tag der Pelzverarbeitung gewidmet. An manchen Kapuzen befindet sich das günstige Fell von chinesischen Marderhunden – eine entsprechende Kennzeichnung fehlt. Simone Schmidt zeigt, wie künstlicher von echtem Pelz zu unterschieden ist. Beim echten fliegen die feinen Haare, wenn man hineinpustet, außerdem ist häufig die Haut drunter zu sehen.

Zum Abschluss dürfen die kleinen Besucher an der letzten Station bei Karin Paliocha ihre eigenen Postkarten mit dem Bild eines Schneeleoparden bedrucken – und gleich vor Ort ihre Erlebnisse drauf schreiben und die Karte verschicken.