Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) informiert sich in der Region Stuttgart über Erfolgsmodelle in der Arbeitswelt. Anlass ihres Besuchs an diesem Donnerstag bei den Firmen Stihl und Balluff ist die am vorigen Montag eröffnete Fachkräftewoche.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) taucht an diesem Donnerstag in die schwäbische Arbeitswelt ein. Zwei Vorzeigeunternehmen der Region Stuttgart wollen ihr erfolgversprechende Wege bei brennenden aktuellen Themen aufzeigen. Anlass ist die erste Fachkräftewoche unter dem Motto „In Deutschland steckt mehr“, die Nahles am Montag beim zweiten Spitzentreffen der „Partnerschaft für Fachkräfte“ in Berlin eröffnet hat. Auf bundesweit 300 Veranstaltungen diskutieren Experten, wie Fachkräftesicherung in der Praxis gelingen kann. Lokale Initiativen sollen sichtbar gemacht und ein Austausch ermöglicht werden. Beteiligt sind neben Regierungsmitgliedern viele Unternehmen, die Sozialpartner, Kammern und weitere Verbände.

 

Erster Anlaufpunkt für Nahles ist die Firma Stihl in Waiblingen, wo der Fokus auf der beruflichen Qualifizierung von An- und Ungelernten liegen soll. Nach der Präsentation von Weiterbildungsmodellen durch Stihl-Verantwortliche sollen der Südwestmetall-Vorsitzende Stefan Wolf, IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger und der Chef der Bundesagentur für Arbeit in Baden-Württemberg, Christian Rauch, in den Diskurs einsteigen. Die Tarifparteien haben die An- und Ungelernten längst in den Blick genommen, sind sich aber nicht bei allen Maßnahmen einig. Die Bundesagentur wiederum stellt 2015 etwa 280 Millionen Euro zur Qualifizierung der Betroffenen bereit – doch nur ungefähr ein Drittel der Fördermittel wird von den Firmen in Anspruch genommen.

Moderne Arbeitszeitpolitik im Visier

Speziell bei kleinen und mittleren Unternehmen sei noch „Luft nach oben“, sagt Nahles, die die Wirtschaft dazu ermuntert, mehr zur Fachkräftesicherung zu tun. Schon zu Beginn der Themenwoche hatte sie auf die Herausforderung hingewiesen, die momentane Beschäftigung auf Rekordniveau zu halten. „Dazu müssen wir gemeinsam anpacken“, sagte die Sozialdemokratin. Die Partnerschaft für Fachkräfte solle eine Runde sein, die einmal im Jahr Fortschritte bei der Fachkräftesicherung bewertet und zudem überprüft, ob die Schwerpunkte und bestehenden Programme noch zur Lage passen, um in der Folge über weitere Schritte zu beraten. Dazu sei nun der Auftakt gemacht worden.

Nahles’ zweiter Termin des Tages ist am Nachmittag bei der Firma Balluff in Neuhausen auf den Fildern geplant. Der Spezialist für Sensortechnik hat auf dem Feld der lebensphasenorientierten Arbeitspolitik eine Vorreiterrolle. Über die lokalen Modelle wollen sich Nahles und der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) von Unternehmensvertretern und dem Betriebsrat informieren lassen. Eine moderne Arbeitszeitpolitik mit einer besseren Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf rückt zunehmend auch in den Blickpunkt von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. Viele Firmen stehen diesbezüglich noch ganz am Anfang.