Therapie bei Übergewicht Abnehmspritze: „Größte Effekte in den ersten 20 Wochen“

Der Marbacher Mediziner David Strodtbeck hat bisher gute Erfahrungen mit den Abnehmpräparaten gemacht. Foto: privat)

Der Marbacher Hausarzt (Kreis Ludwigsburg) David Strodtbeck therapiert einige übergewichtige Patienten mit Abnehmspritzen. Im Interview erklärt er unter anderem, ob die Krankenkassen dafür aufkommen.

Viele Männer und Frauen leiden unter Übergewicht und verzweifeln schier, weil die Pfunde einfach nicht purzeln wollen. Einige von ihnen dürften große Hoffnung auf Abnehmspritzen setzen, die vergleichsweise neu auf dem Markt sind. Der Marbacher Hausarzt David Strodtbeck hat mittlerweile mehr als ein Dutzend Patienten, die er damit behandelt. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit den Präparaten.

 

Herr Strodtbeck, Abnehmspritzen sind gerade ein großes Thema. Manche sehen darin einen Quantensprung bei der Behandlung von Übergewicht. Sie therapieren Ihre Patienten auch damit. Welche Präparate verschreiben Sie?

Ich verschreibe hauptsächlich Ozempic und Mounjaro. Beide Medikamente sind für die Diabetes-Therapie, aber auch für weitere Indikationen zugelassen, unter anderem zur Gewichtsreduktion bei einem Body-Mass-Index von über 35. Ab einem Index von 30 spricht man von Adipositas, also einer über das normale Maß hinausgehenden Vermehrung des Körperfetts.

Seit wann sind diese Medikamente auf dem Markt?

Ozempic ist seit Februar 2018 für Diabetes-Patienten zugelassen und seit 2022 unter dem Namen Wegowy für Patienten mit einer Adipositas zur Gewichtsreduktion. Mounjaro hat eine Zulassung für die Indikation Adipositas seit November 2023.

Zahlen die Krankenkassen die Therapie mit Abnehmspritzen?

Nicht, wenn es um die reine Gewichtsreduktion geht. Dies müssen Patientinnen und Patienten selbst bezahlen. Die Krankenkassen übernehmen allerdings die Kosten bei Patienten mit der Diagnose Diabetes. Und zwar dann, wenn die Erkrankung entsprechend der Leitlinien, aber noch nicht zielführend behandelt ist.

Wie sind Ihrer Erfahrung nach die Erfolge der Therapie?

Gut. Wir sehen ungefähr die Zahlen der Zulassungsstudien: In der Anfangszeit der Behandlung betrug der Gewichtsverlust dort rund 0,4 Kilogramm pro Woche, später weniger. Insgesamt verloren die Studienteilnehmenden in 40 Wochen zwischen 7 und 9,5 Kilogramm. Die größten Effekte wurden in den ersten 20 Wochen erzielt.

Hat die Spritze Nebenwirkungen?

Ja, insbesondere gastrointestinale Beschwerden wie Durchfall, Übelkeit, Verstopfung, Flatulenz, Kopfschmerzen, Schwindel und Erschöpfung. Selten schwerwiegende Nebenwirkungen wie eine akute Pankreatitis, allgemein auch als Bauchspeicheldrüsenentzündung bekannt.

Kann man sagen, dass die Spritze ein Durchbruch bei der Behandlung von Übergewicht ist?

Ja, ich denke schon. Wir haben schon Patientinnen und Patienten von einer Operation abgeraten und stattdessen einen Versuch mit den Abnehmspritzen empfohlen.

Wie oft verschreiben Sie den Wirkstoff?

Noch ist es eine überschaubare Gruppe von circa 15 bis 20 Patienten. Nicht jeder möchte so viel Geld ausgeben, zudem muss die Indikation stimmen.

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