Stuttgart - An Gesprächsthemen herrschte beim VfB Stuttgart am Mittwochmorgen kein Mangel – doch war es nicht das abendliche Bundesligaspiel bei Arminia Bielefeld, das im Mittelpunkt der Diskussionen stand. Sondern die schleppende Aufklärung der Datenaffäre, bei der Vorstand und Teile des Präsidiums offenbar viel dafür tun, die Hintergründe der Weitergabe Zehntausender von Mitgliederdaten an Dritte möglichst im Dunkeln zu belassen. Das jedenfalls geht aus den Zwischenberichten der ermittelnden Kanzlei Esecon hervor, über die unsere Redaktion exklusiv berichtet hatte.
Während auf Mitarbeiterseite der Unmut über die in den Berichten detailliert geschilderte Blockadehaltung der VfB-Chefs und den weiter wachsenden Imageschaden des Clubs immer größer wird, sehen die Führungskräfte an der Mercedesstraße offenbar keinen Anlass zur Kurskorrektur. Einigkeit herrscht trotz aller Belege darüber, dass keineswegs versucht werde, die Aufklärung zu verhindern. Und einig sollen sich Vorstand und Teile des Aufsichtsrats auch weiterhin sein, dass die Amtszeit von Präsident Claus Vogt, der den VfB-Mitgliedern die lückenlose Aufklärung der Affäre versprochen hatte, möglichst bald zu Ende gehen müsse.
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Eine vierjährige Amtszeit Vogts unter allen Umständen zu verhindern, das ist das erklärte Ziel des Vorstandsvorsitzenden Thomas Hitzlsperger, der daher selbst seinen Hut in den Ring geworfen hat. Doch ist er durch seinen offenen Brief und die darin enthaltenen Attacken auf den Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden auch nach seiner späten Entschuldigung in schwere Bedrängnis geraten.
Zu einer Rücknahme seiner Bewerbung ums Präsidentenamt scheint Hitzlsperger, der inzwischen einen Medienanwalt engagiert haben soll, auch weiterhin nicht bereit – zumindest so lange auch Vogt noch im Rennen ist. Durchaus im Sinne des Vorstandschefs aber wäre die Variante, dass weder er noch der Amtsinhaber vom Vereinsbeirat bei der für 18. März vorgesehenen Präsidentenwahl vorgeschlagen wird. Kein undenkbares Szenario, auch wenn die vielen Vogt-Sympathisanten in der Anhängerschaft Sturm laufen würden.
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Dass es auch im Vereinsbeirat, in dem die Meinungen fundamental gespalten sind, weiterhin große Vorbehalte gegenüber Vogt gibt, zeigte sich am Montag: Da kündigte das Gremium an, mit Hilfe eines Personaldienstleisters auf die Suche nach „weiteren Persönlichkeiten“ zu gehen, die für das Präsidentenamt geeignet sein könnten. Gerüchteweise macht der Name Cacau die Runde, der sich als verdienter und stets loyaler Ex-Spieler großer Beliebtheit bei den VfB-Fans erfreut.
Cacau beendet seine Tätigkeit als Integrationsbeauftragter des DFB
Passenderweise gaben am Mittwoch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und Cacau selbst bekannt, dass der frühere Nationalspieler seinen Posten als Integrationbeauftragter nach mehr als vier Jahren zur Verfügung stellt. Um neuer Präsident des VfB Stuttgart zu werden – eine Variante, die Aufsichtsrat Wilfried Porth ins Spiel gebracht haben soll?
Nein, sagt Cacau gegenüber unserer Redaktion, er wolle sich vorerst ganz seiner Tätigkeit als Teilhaber und Geschäftsführer der Sportagentur seines langjährigen Beraters und Wegbegleiters Dietmar Ness widmen. Der VfB liege ihm zwar weiterhin am Herzen, sagt der 39-Jährige, stellt gleichzeitig aber unmissverständlich klar: „Bei der anstehenden Präsidentenwahl stehe ich als möglicher Kandidat nicht zur Verfügung.“