Borussia Dortmund trennt sich von Trainer Thomas Tuchel – nun müssen beide Seiten für die Zukunft aus ihren Fehlern lernen, meint unser Redakteur Marco Seliger.

Sport: Marco Seliger (sem)

Stuttgart/Dortmund - Das Trauerspiel ist also beendet, Thomas Tuchel ist wie erwartet nicht mehr länger Trainer von Borussia Dortmund. Wer den Fußball an sich mag, für den ist diese Vollzugsmeldung vom Dienstagmittag eine traurige Nachricht. Einer der fachlich besten Trainer Europas, einer, der junge Spieler nachweislich nach vorne bringen kann ist jetzt eben nicht mehr Trainer eines Teams, das mit hoch veranlagten Jungs geradezu auf seinen Leib geschneidert war. Tuchel und der BVB – nüchtern betrachtet passte das fußballerisch perfekt. Der Coach ist ein Versprechen für die Zukunft, die Dortmunder Mannschaft auch – jetzt folgte die Trennung. Und damit eine verpasste Chance. Für beide Seiten.

 

Die Zusammenarbeit scheiterte an persönlichen Eitelkeiten, an Dickköpfigkeiten, an Sturheit. Und eben nicht an der fußballerischen Entwicklung und am sportlichen Erfolg. Tuchel wurde Dritter in der Liga und zog direkt in die Königsklasse ein. Tuchel gewann mit seinem jungen Team den DFB-Pokal. Gehen muss er nun trotzdem. Und beide Seiten sind nach der monatelangen Schlammschlacht gut beraten, ihre Lehren daraus zu ziehen.

Beide Seiten müssen nachdenken und lernen

Tuchel muss lernen, dass man auch mit etwas mehr Diplomatie und etwas weniger Starrsinn seine Interessen durchsetzen kann. Dass neben Taktiktafeln und Spielsystemen auch Einfühlungsvermögen zu seinem Job gehört. Gerade bei einem pulsierenden Traditionsclub wie dem BVB. Borussia Dortmund wiederum, und damit allen voran der Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, sollte sich mal Gedanken darüber machen, warum sie sich so einen wie Tuchel überhaupt ins Haus geholt haben. Lange hatten sich die Dortmunder Strategen über ihn erkundigt, sie wussten, dass sie einen schwierigen, oft unbeugsamen Charakter verpflichten. Entweder man steht dann zu diesem Trainer, weil man komplett von seinen fachlichen Fähigkeiten überzeugt ist. Man lässt ihn machen und unterstützt ihn und erträgt gewisse Eitelkeiten, wie das der FC Bayern München drei Jahre lang mit Pep Guardiola gemacht hat. Oder man verpflichtet diesen Mann eben gar nicht erst und demontiert ihn später öffentlich trotz des sportlichen Erfolgs, weil er nicht zum Club und seiner DNA passt.

Jetzt steht die Erkenntnis, dass es abseits des grünen Rasens hinten und vorne nicht gestimmt hat zwischen dem BVB und seinem künftigen Ex-Trainer. Eine traurige Geschichte. Für Thomas Tuchel. Für den BVB. Und für den Fußball an sich.

marco.seliger@stzn.de