Vor 800 Jahre wurde der Kirchenlehrer Thomas von Aquin geboren. Er gilt als bedeutendster Denker der Scholastik, der zu Unrecht der Makel der Überspanntheit anhaftet. Mit der Integration der Ratio in die Religio wurde der Weg in die Moderne beschritten.

Das genaue Geburtsdatum des heiligen Thomas von Aquin ist nicht bekannt, wir wissen nur, dass er um die Jahreswende 1224/25 auf der Burg Roccasecca nahe Aquino das Licht der Welt erblickte. Das Städtchen Aquino liegt in Latium, auf halber Strecke zwischen Rom und Neapel, unweit des benediktinischen Klosters Monte Cassino. Dorthin wurde Thomas als Nachgeborener eines zum Hofadel Friedrichs II. von Hohenstaufen zählenden Grafen gegeben. Er kam in die Obhut eines Onkels, der dem Kloster als Abt vorstand. Von 1239 bis 1244 studierte der junge Mann an der Universität Neapel, der ersten „staatlichen“ Universität. Sie war von Friedrich II. gegründet worden, einem Herrscher, der seiner als „modern“ erscheinenden Persönlichkeit wegen als „Stupor mundi“, als Staunen der Welt, in der Erinnerung blieb.