Der Chemiekonzern BASF hofft auf weiteres Wachstum im Geschäft mit der Autoindustrie. Dafür sollen neue Batteriematerialien und leichte Kunststoffe sorgen.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Die Batterie ist die Achillesferse der Elektromobilität. Die heutigen Akkus sind teuer und schwer und erlauben nur geringe Reichweiten. Bis Elektroautos mit einer Batterieladung 400 Kilometer und mehr schaffen werden, ist noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Thomas Weber stellt sich der Herausforderung; er ist bei der BASF Chef der Sparte Future Business, die sich mit der Erschließung neuer Geschäftsfelder befasst.

 

Herr Weber, wie viel Chemie steckt im Auto?
Aktuell werden in einem durchschnittlichen Serienfahrzeug je nach Region und Größe des Automobils Produkte der chemischen Industrie im Wert von 650 bis 850 Euro eingesetzt. Dieser Wert wird in den nächsten Jahren deutlich steigen.

Nennen Sie mal ein paar konkrete Beispiele.
Was man auf den ersten Blick sieht, ist die Lackierung. Aber auch im Innenraum und unterm Blech steckt eine Menge Chemie. Nehmen sie etwa Dämmstoffe zur Geräusch- und Wärmeisolierung, Schäume zur Sitzpolsterung oder Luftfiltergehäuse und Ansaugrohre für Verbrennungsmotoren aus technischen Kunststoffen, die leichter als Metallwerkstoffe sind. Wir liefern zudem Kühl- und Bremsflüssigkeiten, Kraftstoffadditive, Batteriematerialien und - nicht zu vergessen - Katalysatoren, die helfen, die immer strengere Abgasnormen zu erfüllen. Das ist aber nur eine kleine Auswahl unserer Aktivitäten.

Wie wichtig ist die Autoindustrie als Kunde für die BASF?
BASF ist innerhalb der Chemiebranche der größte Autozulieferer und bietet als Einziger ein komplettes Produktsortiment entlang der gesamten Wertschöpfungskette für diese Branche an. So hat BASF im Geschäft mit der Autoindustrie 2010 fast acht Milliarden Euro umgesetzt – bei einem Gesamtumsatz von knapp 64 Milliarden Euro. Im Durchschnitt der letzten Jahre lag der Anteil des Automotive-Geschäfts stabil zwischen zehn und 15 Prozent. Das ist also heute schon eine unserer wichtigsten Abnehmerbranchen.

Wo erwarten Sie in diesem Sektor künftig die höchsten Wachstumsraten?
Klar ist, dass die Mobilität – unabhängig vom Antriebsstrang – energieeffizienter werden muss. Das wird ohne Chemie nicht funktionieren. Wie wichtig die Automobilhersteller etwa das Thema Gewichtseinsparung nehmen, zeigt das große Interesse an Karbonfasern. BASF liefert unter anderem Härter für Verbundwerkstoffe auf Karbonbasis. Generell werden immer mehr Kunststoffteile verbaut werden. Denn jedes Kilogramm weniger drückt auch den CO2-Ausstoß. Ein wichtiges Zukunftsfeld ist natürlich auch die Elektromobilität. Beispiele sind neue Kathodenmaterialien und Elektrolyte für Batterien oder auch Leichtbauwerkstoffe. BASF setzt sich bereits seit mehreren Jahren innerhalb von BASF Future Business – einem Tochterunternehmen, das auf die Erschließung neuer Geschäftsfelder spezialisiert ist – mit diesem Thema auseinander. Die vielfältigen Aktivitäten der BASF rund um Batteriematerialien, die in den letzten Jahren aufgebaut wurden, werden nun in einer neu gegründeten globalen Geschäftseinheit gebündelt.

Deutschland liegt in der Elektromobilität hinter Japan  zurück. Wie stehen die Chancen,  den Rückstand aufzuholen?
Als global agierendes Unternehmen könnte es uns eigentlich egal sein, ob wir Autohersteller in Deutschland oder im Ausland beliefern. Als Deutscher wünsche ich mir aber natürlich, dass unsere Industrie schnell aufholt, weil es hierzulande Arbeitsplätze sichert. Man sollte aber den Vorsprung der Japaner und der Koreaner in der Elektromobilität auf keinen Fall unterschätzen. Sie haben es relativ schnell geschafft, Standard-Batterietechnologien, die für die Elektronikindustrie entwickelt wurden, auf den Automobilsektor zu übertragen. Aber das Rennen ist weiter offen. Es gibt zum Beispiel heute noch keine gute Batterie, die länger als vier Jahre im Fahrzeugbetrieb geprüft wurde und die dann noch ihre volle Leistungsfähigkeit besitzt. Auch sind die Ausschussraten in der Batterieproduktion für Elektrofahrzeuge noch viel zu hoch.