Magie vollbringt Wunder. Viele glauben, das größte Wunder von Thorsten Strotmann ist, dass er seit 2009 ein rein privates Theater ohne Zuschüsse führt. In seiner Magic Lounge feiert er mit Überraschungen doppelt: den Saisonausklang und seinen 50. Geburtstag.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Feierlich hängt an der hohen Theaterdecke ein antik aussehender Kronleuchter mit etwa 30 Leuchtarmen. Das Schmuckstück in Strotmannns Magic Lounge ist in dieser langen Nacht der Überraschungen um eine Fünf und eine Null reicher. Diese aufgeblasenen Zahlen hängen in der Luft. Der Chef ist 50 geworden. Dies nimmt er zum Anlass, seine Mutter auf die Bühne zu bitten. „Vor 50 Jahren hast du gezaubert“, sagt er und bedankt sich gänsehautmäßig bei ihr.

 

Mit seiner Familie, mit Freunden, mit Gleichgesinnten feiert Thorsten Strotmann im Römerkastell den Saisonausklang (bis zum 14. September darf sich das Theater nach zahlreichen, natürlich umjubelten Vorstellungen ausruhen), ein Sommerfest ebenso mit Programm drinnen und Lagerfeuer draußen, mit Videodreh und geschäftlichem Ausblick – und obendrein dürfen seine Gäste auf ein magisches halbes Jahrhundert anstoßen. Mit 50 Jahren mag manches etwas anders sein, aber vieles auch nicht. Es geht unter die Haut, wie sich sein Team mit einem Lied, einem Film, vielen Bildern beim Chef, dem Best Ager, bedankt – und dabei wird klar: Alle, die hier arbeiten, fühlen sich als Teil einer großen Familie.

Die Überraschungsband MadChick of Soul heizt ein

Weil Strotmann gefeiert wird, zaubert ein anderer Thorsten fürs Publikum: der Mentalist Thorsten Havener aus München, der im September selbst die 50er-Marke erreicht. Mit seinen Manipulationen lässt er die Münder offen stehen und strahlt, weil keiner versteht, wie das alles geht. Am späten Abend lässt der Gastgeber den Vorhang hinter sich fallen und enthüllt damit die streng geheimgehaltene Überraschung der Feier: die Spitzenband MadChick of Soul um Berti Kiolbassa heizt ein! Mit dabei ist der Pur-Sänger Cherry Gehring. Die Magie des Souls verzaubert das tanzende Publikum und begeistert so richtig.

Außerdem feiern mit: Kabarettist Christoph Sonntag, Phoenixhallen-Chefin Stefanie Stoll, Modemann Winnie Klink, Travestie-Lady Frl. Wommy Wonder (kommt direkt vom Gastspiel im Friedrichsbau), der Koch Jörg Ilzhöfer, der Bestseller-Autor Marc Friedrich, die Moderatorin Emma von Bergenspitz, DJ-Legende Uwe Sontheimer und viele andere. Zwar ist das Theater für den Rest des Sommers geschlossen, aber Thorsten Strotmann plant eine magische Aktion auf dem Weindorf.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda beschert ihm ein meist volles Haus

Als der Zauberkünstler Anfang 2009 mit der Idee zur Bank ging, ein Close-up-Theater in einem intimen Saal mit sieben Reihen und poetischem Kronleuchter-Flair ohne Subventionen zu eröffnen, wurde er fast ausgelacht. So was gab’s bisher nicht. Es dauerte, bis der gewünschte Kredit bewilligt wurde. In den ersten Wochen kamen oft nur zwölf Zuschauer in das festlich illuminierte Theater im Römerkastell, das früher eine Lagerhalle war, in der etwa die Fantastischen Vier für ihre Tour probten. Die Mund-zu-Mund-Propaganda schlug dann aber ein. „Schon nach drei Monaten haben wir verdient“, sagt Strotmann, „nach zweieinhalb Jahren konnten wir den Kredit zurückzahlen.“ Dieses in Deutschland und vielleicht sogar in Europa einzigartige Mini-Theater sorgt für eine Auslastung von über 90 Prozent. Der Neu-50-Jährige bekommt nicht einen Cent von Land oder Stadt und hat die Corona-Krise gut überstanden. Seine Sommerpause nutzt er garantiert zum Austüfteln von neuen Tricks.